Mittwoch, 26. Oktober 2011

Blogtipp/Buchtipp: Zu Fuß durch Japan + Gratisflüge nach Japan?

Als ich 2002/2003 ein Auslandsjahr in Japan verbrachte nutzte ich die Gelegenheit natürlich auch für einige Reisen. Im Februar 2003 ging es zusammen mit einer Freundin nach Hokkaido und dort besuchten wir auch die kleine Hafenstadt Wakkanai. Für sich selbst nicht wirklich sehenswert, aber in der Nähe befindet sich der nördlichste (bewohnte) Punkt Japans und dort leckte ich Blut. Dieses Jahr konnte ich den westlichsten und südlichsten Punkt Japans von meiner Liste abhacken, für den östlichsten muss ich jedoch wieder nach Hokkaido retour.
Kap Soya - Nördlichster Punkt Japans im Februar 2003
Copyright Kodansha Globe
Retour in Österreich wurde mir das Buch "The Roads to Sata - A 2000-Mile Walk Through Japan" empfohlen. Der Autor Alan Booth, ein in Japan lebender Brite, entschloss sich Mitte der 80er Jahre vom nördlichsten Punkt Japans in Kap Soya bis zum südlichsten Punkt von Kyushu, dem Kap Sata zu Fuß zu gehen! Die Erlebnisse schrieb er in obigem Buch mit vielen interessanten Beobachtungen und Erkenntnissen zusammen. Das Buch ist leider nur auf Englisch erschienen, wer es sich aber zutraut, und sich zuerst einmal natürlich für Japan interessiert, sollte es lesen.

Um ehrlich zu sein fand ich die Schilderungen darin so interessant, dass es mich reizen würde so etwas ebenfalls zu machen, allerdings bin ich wohl etwas zu bequem dafür. Wenn mir jemand mein Gepäck nachbringt, vielleicht :) Und ein paar Monate Urlaub bräuchte man auch noch... und etwas Geld wäre vermutlich auch nicht schlecht... seufz.

Am 1. August hat ein ehemaliger Schweizer Arbeitskollege (wir arbeiteten beide beim japanischen Reiseveranstalter JALPAK, ich allerdings in Wien) die derzeitige Flaute in Reiseanfragen nach Japan genutzt um jedoch genau das zu tun. Der Japan-Reisespezialist Thomas Köhler geht vom Kap Soya im Norden von Hokkaido zu Fuß bis in den Süden von Kyushu zum Kap Sata. Ziel ist es vor allem zu zeigen, dass es sicher ist durch Japan zu reisen, trotz all dem was man derzeit in den Medien liest. Ein sehr nobles Ziel, auch wenn er in Japan selbst deutlich mehr Publicity erhält, als außerhalb.

Sein Blog "Zu Fuss durch Japan" erscheint in drei Sprachen. Köhler selbst schreibt auf Deutsch und Freunde übersetzten ins Englische und Japanische. Die Einträge bestehen aus kurzen Beschreibungen des Tages inkl. interessanter Begegnungen oder Erfahrungen. Am Ende findet sich immer ein (positives) Moto des Tages. Um sich von dem Erlebten ein Bild zu machen gibt es natürlich täglich auch viele Bilder die den Weg, die Begegnungen und lustige und interessante Beobachtungen zeigen. Aufgrund der täglichen Erscheinungsweise sind die Beiträge zum Teil sehr kurz, aber die Bilder machen das wieder wett.

Das Buch von Alan Booth und das Blog von Thomas Köhler lassen sich aufgrund des Mediums nicht besonders gut vergleichen. Alan Booth hatte mehr Zeit über erlebtes zu reflektieren und das merkt man beim Lesen. Auch mit Kritik spart Booth nicht. Außerdem schildert er nicht jeden einzelnen Tag: ereignislose werden einfach übersprungen oder fielen eventuell einem Editor zum Opfer.

Köhler hingegen schildert das Erlebte als unausgeschmückten Kurzbericht und versucht selbst schlechtem Wetter etwas Positives abzuringen. Negatives wird ausgespart und scheint wenn, dann nur zwischen den Zeilen hindurch (wie z.B. seine Abneigung gegenüber Tunneln). Entweder ist Herr Köhler wirklich so ein durchwegs positiver Mensch (das sei ihm gegönnt), oder sein Wunsch Japan von seiner positiven Seite zu zeigen lässt ihn seine Erfahrungen (bewusst oder unbewusst) editieren. An den netten Begegnungen hege ich allerdings absolut keine Zweifel, die kann ich aus eigener Erfahrung 100% belegen!

Gratisflüge nach Japan?
Das Japan jede positive Publicity benötigen kann, zeigt sich an dem Versuch der JNTO (Japanese National Tourism Organisation) Geld für eine Aktion zu sammeln bei der ausgewählten Personen Freiflüge nach Japan gesponsert werden. Vor Ort muss man sich den Aufenthalt dann selbst zahlen. Bedingung für diesen Freiflug scheint jedoch zu sein während des Aufenthalts ein Blog zu führen. Das interessante ist, dass die JNTO trotz unzähliger Zeitungsberichte weltweit, nur einen kurzen Vermerk auf ihrer Webseite hat, der besagt, dass sie derzeit noch kein Budget für diese Aktion haben. Vor Kurzem wurde zusätzlich eine Warnung hinzugefügt, dass es bereits zu Betrugsversuchen in diesem Zusammenhang kam.

Ob die vorzeitige Verbreitung dieses Vorhabens beabsichtigt war um das Interesse abzuschätzen und eventuell Angebote für das Sponsoring zu erhalten? Ich würde jedenfalls empfehlen keinen Angaben, die nicht direkt von der JNTO kommen, Glauben zu schenken. Die JNTO empfiehlt, dass man auf Facebook seine zuständige JNTO Sektion befreundet um die aktuellsten Informationen zu erhalten. Wer das nicht möchte checkt am besten immer wieder die globale JNTO Seite bzw. die deutsche Version davon.

Add on:  Dem Antrag des JNTO wurde nicht stattgegeben. Somit muss man sich sein Flugticket doch selbst kaufen.

Resourcen:
Japanfenster (Webseite von Thomas Köhler)
JNTO Deutschland
JNTO Global

Affliliates:
Amazon.de: The Road to Sata

Mittwoch, 19. Oktober 2011

Warum man nicht blöd ist, wenn man mehr für einen Flug zahlt als der Sitznachbar

Flieger über dem Flughafen von Sydney

 Seit einiger Zeit gibt es im (österreichischem) Fernsehen immer wieder Werbungen von Flugpreissuchmaschinen, die einem weiß machen wollen, dass man blöd ist, wenn man mehr für einen Flug gezahlt hat als der Sitznachbar. Stellvertretend hier die von Checkfelix, einer Suchmaschine, die ich grundsätzlich eigentlich ganz gerne verwende.


Was macht so eine Suchmaschine eigentlich? Üblicherweise werden Flugpreise bei online Anbieter wie Opodo und eBookers und natürlich, wo möglich, bei den Fluglinien selbst geprüft. Auf diese Art lässt sich sehr schnell feststellen welche Fluglinie für die gewünschte Route die günstigste ist. Die Differenzen ergeben sich meist aufgrund von unterschiedlichen (zum Teil versteckten) Aufschlägen der Anbieter aber auch durch Spezialverträge (wenn ein Online Ticket Brocker 10.000 Flugtickets einer Fluglinie verkauft, erhält er oft auch bessere Preise als einer der nur 1.000 verkauft). So kann es auch sein, dass das Ticket bei einem Online-Anbieter günstiger ist als bei der Fluglinie. Grundsätzlich bewegt sich jedoch alles im gleichen Rahmen.

Was uns die Werbung jedoch weiß machen will ist, dass man wenn man auf Checkfelix und Co. nachsieht immer den günstigeren Flugpreis erhält. Egal wann man den Flug bucht. Gehen wir mal von einer fiktiven Fluglinie Air Blogger aus, die an einem 01.November um 10:10 von Wien nach Tahiti fliegt. Die Werbung suggeriert, dass es egal ist ob ich vor 10 Monaten oder erst heute bei Checkfelix und Co. nachsehe, ich erhalte immer den günstigsten Preis von €39. Das stimmt aber nicht. Tatsache ist, dass die Preissuchmaschinen einem helfen können den günstigsten Flugpreis zum Suchzeitpunkt zu finden, jedoch nicht für einen bestimmten Flug zu jedem möglichen Zeitpunkt. Ein kleiner aber wichtiger Unterschied.

 Warum ist das so? Nun es gibt verschiedene Arten von Flügen und deren Preise setzen sich unterschiedlich zusammen. Hier einmal eine kleine Einleitung in das Flugpreissystem.

1. Linienflüge
Linienflüge basieren auf einen Buchungsklassensystem. Die Economy unterteilt sich z.B. in 10 verschiedene Buchungsklassen. Die günstigste hat üblicherweise auch die strengsten Konditionen (kein Storno möglich/keine Umbuchung möglich/Minimum und Maximum Dauer festgesetzt/etc.) und die teuerste die besten (gratis Storno/gratis Umbuchung/Rückflug am selben Tag möglich/Reisedauer bis 1 Jahr/etc.). So kann es sein, dass man wie in der Werbung von Checkfelix in der Economy sitzt und nur €39 gezahlt hat und der Sitzpartner ein Mehrfaches davon.

 Nun kommt natürlich die Frage: "Aber ich lege keinen Wert auf all die tollen Konditionen und kriege trotzdem nur das teure Ticket angeboten!" Das liegt daran, dass für jede Buchungsklasse ein gewisses Kontingent hinterlegt ist. Nehmen wir an es gibt 100 Sitzplätze in der Economy. Dann gibt es z.B. 10 Tickets für €39, 10 Tickets für €49 und so weiter und so fort. Seien wir ehrlich zu uns: an €39 Tickets verdient eine Fluglinie nicht wirklich etwas. Die Verfügbarkeit ist hier natürlich stark limitiert. Ein Kunde der wegen eines €39 Tickets auf die Webseite kommt, bucht wenn dieses für den gewünschten Termin schon aus ist vermutlich auch ein etwas teureres (z.B. beim Rückflug).

Üblicherweise gilt, wenn die günstigen Tickets einmal weg sind, wird es nur mehr teurer. Deswegen gilt bei solchen Schnäppchentickets immer so früh wie möglich buchen. Am Tag vor dem Abflug wird man mit ziemlicher Sicherheit kein günstiges Ticket mehr kaufen können. Ausnahmen sind zeitbegrenzte Specials zu denen vergünstigte Plätze frei gegeben werden. Gibt es kein solches Special, dann wird der der später bucht mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit auch den höheren Preis zahlen. Da hilft auch kein Checkfelix.


2. Charterflüge
Hierbei handelt es sich um Flüge die komplett oder zum Teil von Reiseveranstaltern eingekauft werden. Damit einher gehen üblicherweise sehr gute Konditionen, wie z.B. sehr kurzfristige Ticketausstellung (wenige Tage vor Abflug). Der Preis ist üblicherweise über dem der Schnäppchentickets aber deutlich unter dem der teuren Tickets angesetzt. Der Reiseveranstalter garantiert dafür üblicherweise mit einer Mindest- bzw. Fixabnahme an Tickets und nimmt der Fluglinie Verkauf und oft auch Ticketausstellung ab. Das spart der Fluglinie Kosten, die sie bei den Preisen weitergibt.

Üblicherweise sind solche gecharterten Flugplätze an ein Landprogramm gebunden. Der Reiseveranstalter kombiniert den Flug mit einem Stadtprogramm oder Badeurlaub und der Kunde sieht nur den Gesamtpreis. Auch hier gilt üblicherweise, wenn nicht eine ganze Maschine gechartert wird, dass der früh anfragende Veranstalter den günstigeren Preis erhält. So werden Flugplätze oft über ein Jahr im Voraus angefragt, können aber bis wenige Tage vor Abflug verkauft werden. Der Preis bleibt dabei die ganze Zeit gleich.

Für den Kunden ergibt sich dafür natürlich eine Preisgarantie, die gewisse Vorteile hat. Er muss nicht Monate im Voraus buchen, sondern kann oft wenige Wochen bis sogar wenige Tage vorher seinen Urlaub buchen. Damit die Veranstalter nicht auf Ihren Flugplätzen sitzen bleiben, sollte sich ein Termin nicht wie gewünscht verkauft haben, bieten viele dann auch Last Minute Schnäppchen an um nicht auf den Kosten sitzen zu bleiben. So kann es sein, dass ein Wochenendstädtetrip weniger kostet als der aktuelle Linienflugpreis mit der gleichen Maschine.

Andererseits ist bei rechtzeitigem Buchen, oder ergattern eines Schnäppchen-Linienfluges der Flugpreis oft günstiger als der eines Charters. Natürlich zu den schlechteren Konditionen.

Bei Vollchartern werden von den Fluglinien oft spezielle Flugzeuge mit engerer Bestuhlung eingesetzt. Will ein Reiseveranstalter eine große Anzahl an Flugplätzen zu einem bestimmten Termin und einem bestimmten Ziel haben, so kann er ein ganzes Flugzeug mieten. Den Vollcharterpassagieren mutet man dann das Sardinendosengefühl zu, dafür kommen sie sehr günstig ans Ziel. Wenn man denn schon ein ganzes Flugzeug mietet, dann möchte man ja auch so viele Plätze wie möglich darauf verkaufen. Um dann auch den letzten Platz zu füllen gibt es (je nach Vereinbarung) manchmal auch die Möglichkeit Restplätze für den Flug allein zu sehr günstigen Konditionen zu kaufen. Das sind die berühmten Schnäppchen kurz vor Abflugdatum.

Beinflussung von Charter und Linienflug
Wie kommt es denn dazu, dass man heute einen Linienflug nachsieht und dieser am nächsten Tag (ohne dass es ein Special gibt) günstiger ist? Wenn Veranstalter Flugplätze für Gruppen anfragen erhalten sie zuerst eine Option. Werden die Flüge aus diversen Gründen nicht genommen, kommen sie wieder in den Linienflugpool. Verständlich also, dass wenn eine Gruppe mit 50 Plätzen retour gegeben wird, der Ticketpreis für Otto-Normalverbraucher plötzlich wieder günstiger wird. Das Problem ist: das ist eigentlich die Ausnahme, die die Regel bestätigt.

Natürlich ist es immer diese Ausnahme, die zitiert wird, wenn man einem Kunden empfiehlt ein Flugticket zu kaufen solange es noch (relativ) günstig ist. Tatsache ist: Man kann einfach keine Preissenkung garantieren. Eine Preissteigerung ist jedoch sehr wahrscheinlich. Mein Tipp: Wenn man mit den Flugdaten flexibel ist (eine Woche vorher oder später kein Problem), dann kann man, wenn noch Zeit bis zum Abflug ist, etwas zuwarten ob nicht doch ein Special auftaucht oder ein Gruppenkontingent retour gegeben wird. Wenn man aber zu einem fixen Datum reisen muss (weil man z.B. ein Schiff erwischen will), dann sollte man wirklich so früh wie möglich buchen.

Um nochmal auf die Werbung von Checkfelix und Co. zurückzukommen: Was mich ärgert ist, dass ein Kunde, der mehr für sein Flugticket bezahlt hat, als blöd hingestellt wird. Dabei liegt das nur in der Natur der Flugpreise. Es ist einfach nicht möglich, dass bei einem Linienflug alle den gleichen günstigen Schnäppchenpreis bezahlen. Wer spät bucht muss mehr zahlen. Wer besondere Konditionen will (z.B. bei Businessreisen, wo man oft kurzfristig Termine absagen oder ändern muss) muss mehr zahlen. So ist das eben. Ausnahmen bestätigen wirklich nur die Regel.

Ich finde Preissuchmaschinen absolut sinnvoll. Man kann in wenigen Clicks feststellen welcher Flug zu welchem Termin der günstigste ist. Aber selbst eine Preissuchmaschine macht das unmögliche nicht möglich.

Anmerkung: Checkfelix hat eine Stellungsnahme als Kommentar gepostet, also reinschauen!

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