Mittwoch, 28. März 2012

Japan: Erste Erkundungen von Chichijima

Selbst die Kanaldeckel zeigen einem, dass man auf den Ogasawara Inseln angekommen ist!
Wie versprochen fand ich das Banner meiner Pension, des Tropical Inn Papaya, gleich links vom Schiff. Nach kürzerer Warterei wurden wir zu einem Auto gebracht und dann die 150m zur Pension gefahren… zu Fuß wären wir vermutlich schneller gewesen. Dafuer erhielten wir bei der Fahrt gleich eine kurze Einführung in das Städtchen: da ist die Touristeninfo, da die Bank, da das Postamt, da die zwei Supermärkte und da die Mitbringsel-Shops. Das ganze auf den paar Metern zwischen dem Hafen und der Pension.
Mit einem Grinser wartet der Besitzer des Tropical Inn Papaya auf seine Gäste
Wir wurden gleich vom Besitzer begrüßt, der uns in den Vorgarten setzte und erklärte wer in welchem Zimmer sei. Ich landete mit den anderen Mädels im 8-Bettzimmer oben links. Dann erklärte er uns kurz, dass wir, da viele von uns allein Reisen immer sagen sollen wo wir hingehen. Letztes Jahr (?) sind 100 Leute ertrunken oder so und vor vier Jahren hat sich einer auf der Insel verlaufen und ist gestorben (wie geht sowas???). Die Hausherrin klärte uns dann noch über die Mülltrennung auf, die sehr streng gehandhabt wird.
Erster Weg sollte zur mit Walen dekorierten Touristen-Info führen.
Auf dem Zimmer schnapsten wir uns mit Stein, Schere, Papier aus in welcher Reihenfolge wir uns die Betten aussuchen dürfen. Ich hatte zwar keine Ahnung was ich da machte, wurde aber zweite und suchte mir das obere Bett neben dem Fenster aus. Irgendwie kann ich bei Stockbetten nie widerstehen, auch wenn das untere einen Vorhang hat und somit eigentlich „privater“ ist… naja.
Deutsches Bier ist offenbar auch mitten im Pazifik sehr beliebt :)
Ich packte mich dann zusammen und ging durch das Städtchen spazieren, schaute in die Shops und buchte bei der Touristeninformation eine Tour für den nächsten Tag. Danach ging ich bis ins nächste Dörfchen namens Okumura, bevor mich der Hunger packte und ich retour ging. Nur war da die Mittagszeit vorbei und die Restaurants bereits alle zu… also in den Supermarkt, kein Bento, gar nichts, nächster Supermarkt, ebenso. Zumindest hatte ich nun Sonnenkreme, Trinken, Kekse und einen Nussmix zur Stärkung. Letzter Versuch bei einem Mini-Markt direkt neben dem Hotel und letztendlich wurden es Cup-Nudeln, seufz.
Die Hauptstraße mit den beiden "großen" Supermärkten und mehreren nützlichen Geschäften.
Zwei Tunnel führen vom Hauptdorf Ogasawara nach Okumura.
Die Friedensglocke (Heiwa no suzu) in Okumura.
Blaumerlen (Monticola solitarius) beim Paarungstanz auf dem Trinkbrunnen.
Gestärkt suchte ich mir mein nächstes Ziel, den kleinen Berg Mikazukidake gleich direkt hinter dem Dorf. Der Weg war relativ einfach, wenn auch bergauf… bis zum Aussichtspunkt war der Weg aber asphaltiert und mehrere Touren mit ihren Mini-Busen überholten mich auf dem Weg nach oben.
Die Kapelle "Chapel of Peace", die 1967 für die auf den Bonin-Inseln stationierten US-Soldaten gegründet wurde.
Blick von halber Höhe auf den Hafen mit Ogasawara-maru und Hahajima-maru.
Der Mizukidake Aussichtspunkt ist ein Wahnsinn. Man sieht in Richtung Westen ewig weit über das Meer. Ich habe mich vorher gefragt wie man von der Insel Wale sehen kann, jetzt frage ich mich nicht mehr. Das Meer war super glatt und man hätte jeden Wal auf Kilometer gesehen. Bei der Wal Organisation kann man sich sogar einen Ferngucker dafür ausleihen gegen eine kleine Gebühr.
Blick vom Mizukidake Aussichtspunkt in Richtung Hafenausfahrt.
Mein Ziel war aber weiter oben. Am Gipfel des Mikazukidake befand sich ein überdachter Picknicktisch und eine gruselige Höhle. Von oben hatte man einen Blick auf den Futami Hafen mit der Ogasawara-maru und dem Kreuzfahrtschiff Fuji-maru. Ich war rechtzeitig da um zu sehen wie es auslief und von den lokalen Schiffchen hinausbegleitet wurde.
Pfad auf den Gipfel des Mizukidake.
Blick vom Mizukidake in den Süden von Chichijima.
Die Fuji-maru beim Auslaufen, begleitet von den lokalen Booten.
Die Sonne geht hier schon um halb sechs unter, also zurück zum Aussichtspunkt wo sich bereits die Massen versammelten um den Sonnenuntergang abzuwarten. Am Vorabend war die Sonne wirklich schön im Meer zergangen, heute war das leider nicht der Fall, aber trotzdem sehr, sehr schön (wenn auch etwas kalt). Ich wurde von einem Mädchen angesprochen, das mich auf der Ogasawara-maru beim Zähne putzen gesehen hatte (die dritte Person die mich angesprochen hat, weil sie mich auf dem Schiff gesehen hat). Anscheinend bin ich aufgefallen…
Sonnenuntergang im Pazifik: So wird's richtig gemacht!
Feuerball im Meer.
Das Ende der Show war ebenfalls ganz hübsch anzusehen.
Nach dem Sonnenuntergang hetzte ich mit den anderen wieder nach unten bevor es ganz dunkel wurde und suchte mir was zum Essen. Letztendlich landete ich im Heart Rock Cafe, wo ich eine Zimmergenossin traf, die mir den Hai-Burger ans Herz legte. HAI-Burger… und wow, war der lecker! Ich denke mal jetzt lieber nicht darüber nach woher sie das Haifischfleisch haben, aber denk' den könnte ich locker noch einmal essen.
Überall am Weg blühten diese hübschen Blumen.
Inzwischen war es schon wieder stockdunkel, also retour in die Pension wo ich nun geduscht und gebadet vor meinem kleinen PC sitze. Wer hätte gedacht, dass es hier ganz normales Internet gibt? Morgen muss ich um halb sieben wieder aufstehen, außerdem bin ich schon sehr, sehr müde… das war`s also mal für heute.

Japan: Mit der Ogasawara-maru von Tokyo nach Chichijima

Beschilderung am Takeshiba Pier
Es ist nun kurz vor 8 Uhr am Morgen und in kurzer Zeit passieren wir die ersten Inseln der Chichijima-Inselgruppe bevor wir pünktlich um 11:30 in Chichijima ankommen.

Meine (erste) Reise auf der Ogasawara-maru neigt sich somit langsam dem Ende zu. Sie war zugleich schlimmer als erwartet, als auch besser als erwartet. Um ehrlich zu sein, ich würde ein Flugzeug jederzeit dieser Schiffsreise vorziehen. Nur gibt es keins, da es keinen Flughafen gibt, und das ist auch gut so. Somit muss man sich entweder auf eine teure und unbequeme Reise in der 2. Klasse einstellen, oder auf eine noch viel teurere Reise in einer der höheren Klassen (eine Nacht in einer Suite in einem Top 5 Sterne Hotel kostet weniger als eine Kabine in der ersten Klasse).

Der "Waterflont" Plaza am Takeshiba Pier an dem sich die Gruppen sammeln
Aber fangen wir am Anfang an. Am Vortag fand ich mich knapp vor 9 Uhr am Takeshiba Pier ein nur um eine endlos lange Schlange vorzufinden, die sich aus dem Gebäude heraus, quer über den ganzen Vorplatz zog. Wie sich zu meiner Erleichterung herausstellte, war das die Schlange der Leute, die bereits ein Ticket hatten… Also hin zum Schalter 4, wo sich eine deutlich kleinere Schlange von vielleicht zehn Menschen befand und pünktlich um 9:00 begann auch schon die Vergabe der Tickets. Mein Versuch eine Studentenermäßigung zu bekommen wurde erwartungsgemäß niedergeschmettert (nur für Studenten japanischer Universitäten) und so blätterte ich meine rund 220 Euro für ein One-Way-Ticket in der 2. Klasse hin, um mich dann an die lange Schlange draußen anzuhängen.

Die Schlange für diejenigen, die bereits ein Ticket für die Ogasawara-maru haben
Endlich am Schalter wurde mir mein Ticket gleich wieder abgenommen und dafür erhielt ich eine „Passagierliste“ und ein neues Ticket. Die Passagierliste füllte ich mit meinen Daten aus und machte mich dann auf die Suche nach meinem Versammlungspunkt. Nur hatte das Boarding bereits begonnen, also reihte ich mich gleich dort ein. Durch eine enge Gangway kam ich endlich aufs Schiff wo mir ein rosa Zettel mit einem Buchstaben und einer Zahl in die Hand gedrückt wurde. Ich dachte mir rosa, super, das wird dann eine der Gemeinschaftskabinen für Frauen sein! Es bedeutete aber auch, dass ich bis hinab in den Bauch des Schiffes musste, wobei aber mein Koffer dankenswerterweise getragen wurde.

Mein Ticket von Tokyo nach Chichijima. Leider musste ich es gleich darauf wieder abgeben.
Die Gemeinschaftskabine war so groß wie mein letztes Hotelzimmer. Darin aufgereiht waren drei Reihen an Decken der Länge nach und fünf Reihen der Breite nach. Meine… nennen wir es Überraschung über die etwas größere Nähe meiner Nachbarn (die Broschüre und Webseite sagt allerdings, dass deutlich mehr Betten als auf dem Bild dort aufgelegt werden können) wurde gleich darauf zu etwas, dass sehr nahe an Panik grenzte, als mehrere Männer in den Raum kamen. Ich wartete, bis sie ihren Fehler einsahen, aber das war nicht der Fall. Sie hatten tatsächlich Nummern für meinen Raum…
Berührungsängste sollte man in der 2. Klasse nicht haben...
Ich entschloss mich zuerst einmal das Schiff zu erkundigen. Mit Handtasche und Kameratasche erkämpfte ich mir einen Platz am Oberdeck und bevor ich es mich versah, legten wir schon ab. Viele Fotos und eine schöne Fahrt durch die Bucht von Tokyo, vorbei an der Rainbow Bridge, Odaiba, dem Flughafen Haneda und Disney Sea, das ganze gekrönt von einem erhabenen Berg Fuji in weißem Gewand, später, musste ich mich der Realität stellen.
Abfahrt aus Tokyo (rechts im Bild ein amerikanisches TV-Team)
Durchfahrt unter der Rainbow Bridge in der Tokyo Bay
Viel los am Haneda Flughafen!
Gaaaaaanz unauffällig schummelt sich da der Fuji aufs Bild :D Und ja, das ist der Pokemon Jet von ANA!
Und noch einmal: All Nippon Airways mit dem Pokemon Jet vor dem Tokyo Tower und der Rainbow Bridge
Es ging wieder hinab in meine Kabine. Wie befürchtet waren die Bettstätten rechts und links von mir belegt. Von Männern. Ich wäre zwar nicht glücklich drüber gewesen so nah mit mir unbekannten japanischen Frauen zu kuscheln, aber selbst in Seitenlage war es aufgrund der Kürze der Bettstätten nicht möglich sich irgendwie hinzulegen ohne an die Nachbar zu stoßen… also machte ich mich auf den Weg zur Information.

Dort teilte man mir mit, dass ich beim an Board kommen sagen hätte sollen, dass ich eine der Kabinen nur für Frauen wollte. Hatte man mir das nicht gesagt? (Nein, hatte man nicht.) Nun waren schon alle voll. (Waren sie vermutlich schon als ich an Board gekommen bin.) Allerdings war eine Reisegruppe nicht gekommen und es waren einige Plätze frei geblieben, ich solle doch mal schauen ob die noch frei waren. Im riesigen Gemeinschaftsschlafraum auf dem C-Deck fand ich dann tatsächlich ein praktisch komplett leeres Eckchen. Ich holte mir zwei Nummern von der Info und nahm damit meinen neuen Platz in Besitz. Als ich mit meinem Koffer ankam, hatten sich rings um mich bereits mehrere Leute jeweils auf zwei Plätzen ausgebreitet. Gut für sie!
Blick von meinem Doppel-Platzerl in die Mitte des Gemeinschafts-Schlafraums der Ogasawara-maru
Der Gemeinschaftsraum war eine Freude, obwohl man aufgrund der vielen Leute annehmen könnte, dass es laut und unerträglich sein würde, war es das Gegenteil. Leute hatten Spaß, lächelten sich an, es war hell und freundlich. Es dauerte eine Weile bis ich bemerkte, dass zu meinen Nachbarn auch zwei Babies gehörten und zwar als vor meinen Augen ein Kidnapping stattfand. Die Eltern des einen Kindes hatten mit ihren Körper und Gepäck eine Art Krippe gebildet und schliefen tief und fest. Die andere Mutter spielte mit ihrem Kind zwei Plätze weiter und als sie merkte, dass das Mädchen zusah, lockte sie sie zu sich. Zusammen spielten die Kinder für über eine halbe Stunde bis die Eltern aufwachten. Aus dem Kidnapping bildete sich dann eine natürliche Babysitting Gemeinschaft. Und nein, hier kannte niemand den anderen. Ich fühlte mich einfach wohl hier.

Ich verschlief den Großteil des Nachmittags. Auf dem Schiff gab es einfach nichts zu tun. Es gibt keinen Salon um einfach nur zu sitzen (ich konnte mich glücklich schätzen, dass ich eine Wand hatte um mich dagegen zu lehnen) und außer den Videoräumen, dem Karaoke und den zwei Restaurants gibt es nur Schlafräume und das Deck um ein bisschen Luft zu schnappen. Also verbrachte ich meine Zeit mit lesen, unterbrochen von Mittagessen und Abendessen.
Abendessen an Board der Ogasawara-maru: Leckerer Wafu-Hambaagu mit Reis und Miso-Suppe
Nach einem atemberaubenden Sonnenuntergang, viel Lesen, viel hin und her wandern treppauf und treppab, etwas Essen und wieder viel Lesen, ging um 10:00 abends das Licht aus. Ich legte mich ebenfalls hin und versuchte zu schlafen.
Sonnenuntergang im Pazifik von der Ogasawara-maru
Ich habe bereits ein Jahr in Japan verbracht und auf Futons am Boden geschlafen, aber eine Decke, und auch nicht zwei, sind kein Futon. Der Untergrund war einfach nur hart. Der Polster war eine Art Nackenkissen in der Ausführung hart und sehr hart (ich hatte ja zwei davon). Wenn ich mich strecken wollte dann waren meine Füße auf der Wand ansonsten blieb mir nur über mich irgendwie zu falten. Direkt über mir war außerdem der Abzug und obwohl der Rest des Raumen praktisch still war (kaum ein Schnarchen und wenn dann nur kurz und leise) so klang es so als würde der Fahrtwind direkt neben mir vorbeiziehen (22 Knoten, kurzzeitig sogar über 24 Knoten). In der Mitte des Raumes war es relativ still, am anderen Ende hörte man hingegen schon wieder das Surren der Getränkemaschinen, dann doch lieber den Wind.

Letztendlich überzeugte ich mich davon, dass ich nicht aus Versehen meine Nachbarin treten würde, wenn ich mich umdrehen würde (sie war Richtung Gang gerutscht und ihre Füße hingen heraus), drehte mich um, nahm die zweite Decke als deutlich bequemeres Kopfpolster, verstopfte meine Ohren mit Stöpseln gegen den Wind und schlief endlich halbwegs ein.

Um halb sechs in der Früh weckte mich das erste Tageslicht. Ich nutzte die Chance vor den meisten anderen wach geworden zu sein für eine schöne heiße Dusche (mit eigener Umkleide, sehr praktisch). Um sechs Uhr früh ging dann auch das Licht wieder an, aber die meisten blieben einfach liegen. Ich aß mein Frühstück, dass ich mir in weiser Voraussicht bereits in Tokyo gekauft hatte und sobald meine Haare trocken waren ging ich an Deck wo die Luft bereits angenehm warm war und die Sonne schien. Nachdem die Restaurants erst um 7 öffneten (und sich vor dem Hauptrestaurant schon eine Schlange, die sich um das Treppenhaus wandte, gebildet hatte), holte ich mir einen warmen Kaffee aus einem der Automaten und zog mich wieder an meinen Platz zurück. Und hier sitze ich nun. Es ist inzwischen halb neun. Zeit wieder mal an Deck zu gehen. Ich habe bereits gestern aufgehört meine Wertsachen mit mir herumzutragen. Erstaunlich wie sicher ich mich hier fühle… gecheckt wird vorm Einlaufen trotzdem zur Sicherheit alles. Aber wenn ich daran denke dass es eine aktuelle Mode in Tokyo ist mit durchsichtigen Handtaschen herumzugehen…
Morgen auf der Ogasawara-maru
Mein Hintern tut weh, Zeit sich wieder zu bewegen.

Add on: Es ist 11:25 und wir legen gerade auf Chichijima an. Die letzten Stunden verbrachte ich an Deck während kleine Inseln vorbeizogen und genoss die Sonne und den Wind und das Meer. Ca. 1h vor Ankunft sahen wir sie plötzlich: Wale! Buckelwale! Und sie sprangen aus dem Wasser und taten all die Sachen, die man aus unzähligen Dokumentationen kennt. Es war geradezu surreal und dennoch fühlte man auf die Entfernung einfach die Lebensfreude bis zu uns überschwappen. Danach hielten wir Ausschau nach Delphinen, aber bis auf potentiell einen (Fotobeweis eventuell möglich) blieb es still. Nachdem ich zum ersten Mal im Leben Wale gesehen habe, beschwere ich mich aber nicht.
Ein Schwarzfußalbatros (Phoebastria nigripes) begleitet unser Schiff in der Nähe von Mukou-jima
Von der Ogasawara-maru kann man sogar Buckelwale (Megaptera novaeangliae) sehen
Ein springender (Breaching) Buckelwal. Ich kann nicht in Worte fassen, wie es sich anfühlt so etwas in ECHT zu sehen, statt in einer Dokumentation. Einfach unglaublich!
Vor der Insel liegt derzeit ein Kreuzfahrtschiff vor Anker, die Fuji-maru. Auf beiden Seiten wurde gewinkt und wir wurden dann auch mit dem Schiffshorn begrüßt. Im Hafen liegt die winzige (!) Hahajima-maru. Ich werde gleich heute meine Tickets kaufen, das Schiff ist WINZIG! Am Steg warten bereits die ganzen Unterkünfte mit Schildern und als wir näher kamen wurden die Banner mit „Willkommen“ ausgerollt. Zeit zusammen zu packen. Ich bin am Ziel.
Das Kreuzfahrtschiff Fuji-maru im Hafen von Chichijima, Ogasawara Inseln
Die kleine Hahajima-maru im Hafen von Chichijima
Die Einheimischen von Chichijima warten bereits auf die Ankunft der neuen Gäste
Letzter Blick auf meinen Schlafplatz auf der Ogasawara-maru bevor es von Board geht

Samstag, 24. März 2012

Japan Reise 2012: Auf zu den Ogasawara Inseln

Als ich letztes Jahr über die zwei neuen japanischen UNESCO-Welterbe berichtete, recherchierte ich etwas über das Welt-Natur-Erbe Ogasawara Inseln. Bisher nur auf meiner Liste von Zielen, die ich "irgendwann" einmal besuchen will, gefiel mir das, was ich gelesen hatte so gut, dass es unter meine nächsten Reiseziele sprang.

Ich muss zugeben, dies war die bisher am schwersten zu organisierende Japan-Reise. Ich werde nach meiner Rückkehr im Detail darüber berichten, da ich dann beurteilen kann, was geklappt hat und was nicht. Nur soviel sei gesagt: Die 25 1/2h Anreise mit der Fähre (bei gutem Wetter) ist nur ein kleiner Teil der Mühen, die man überwinden muss.

Hier nun also meine Reise-Route. Änderungen sind wie immer Vorbehalten!

25.März: Abflug Wien nach Tokyo
26.März: Ankunft Tokyo
27.März: Abfahrt mit der Fähre von Tokyo nach Chichijima (Ogasawara Inseln)
28.März: Ankunft in Chichijima
29.März: Chichijima
30.März: Chichijima
31.März: Fahrt mit der Fähre von Chichijima nach Hahajima
01.April: Hahajima
02.April: Hahajima
03.April: Hahajima
04.April: Fahrt mit der Fähre von Hahajima nach Chichijima
05.April: Ganztagesausflug zur Keeta-Insel
06.April: Abfahrt mit der Fähre von Chichijima nach Tokyo
07.April: Ankunft in Tokyo
08.April: Kamakura und Enoshima (Kirschblüten-Hochsaison, vorraussichtlich)
09.April: Abflug Tokyo und Ankunft in Wien

Wie immer werde ich versuchen einige Berichte "on the road" zu machen. Mal sehen wie die Internet-Anbindung auf den Ogasawara-Inseln ist...

Sonntag, 18. März 2012

Begegnungen mit der Yakuza in Japan

Japanischer Polizist beim Abnehmen von Fingerabdrücken
Im April ist mein 10-jähriges Japan-Jubiläum. Damals reiste ich zum ersten Mal nach Japan. Seit diesem ersten Mal habe ich ein Jahr in Japan gelebt und inzwischen mehr Reisen dorthin getätigt als man noch zählen würde. Um ehrlich zu sein, keine Ahnung wie viele es waren, aber einige. Zum Teil 2-3 Mal pro Jahr. Ein Job in der Reisebranche gibt einem Zugang zu günstigen Tickets und den habe ich genutzt.

Eine Frage, die ich immer wieder gestellt bekomme, ist ob ich jemals an die japanische Mafia, die Yakuza (Aussprache: Iacksa), geraten bin. Ich kann über zwei Ereignisse berichten, wo ich das bejahen kann, eventuell waren da mehr, aber ich kann es nicht sagen. Ich wurde mir erst im Nachhinein darüber klar, bzw. wurde darüber aufgeklärt, was da eigentlich abgelaufen war.

Das erste Mal war 2003 während meines Auslandsjahrs in Japan. Ich fuhr zusammen mit zwei Studienkolleginnen zum Thermen- und Meereskurort Atami. Eines Abends gingen wir in der Kleinstadt spazieren und fragten einen Motoradkurier wo der nächste 24-Stunden Supermarkt ist. Er erklärte uns den Weg und gab uns außerdem eine Visitenkarte zu einer "Snack-Bar" und lud uns dorthin ein. Da wir nichts für den Abend geplant hatten, dachten wir uns, warum nicht.

Wie sich herausstellte war die Snack-Bar ein winziges Lokal mit einer Bar und zwei kleinen Tischen. In einer Ecke befand sich ein Fernseher für die Karaoke-Maschine. Wir wurden auf ein Glas Wein und Erdnüsse eingeladen und dann gekonnt zwischen die anderen Gäste gesetzt und gebeten uns mit ihnen zu unterhalten und später dann auch Karaoke zu singen. Irgendwann holte der Besitzer auch einen Stock hervor und erzählte uns, dass der vor 100 Jahren von seinen Vorfahren verwendet wurde, gegen die Polizei...

Langsam wurde uns das ganze unangenehm. Wir verabschiedeten uns und wurden gebeten für den Wein zu zahlen. Wir hatten unseren "Job" die anderen Gäste zu unterhalten offensichtlich nicht erfüllt. Uns wurde gesagt wir wären "kalt". Erst als wir draußen waren sagte meine Kollegin mir, dass der Stock den er uns gezeigt hatte ein Symbol für die Yakuza war. Plötzlich ergab alles irgendwie Sinn...

Es wurde nie irgendwie Druck auf uns ausgeübt, es folgte uns niemand und es lief alles sehr zivilisiert ab, aber im Nachhinein, war mir das ganze doch unheimlich und ich war froh, dass wir den "Test" für was auch immer nicht bestanden hatten.

Das nächste Mal traf ich 2005 auf die Yakuza, auch hier bemerkte ich es zuerst nicht. Ich war mit meiner Freundin mit dem Mietwagen durch Japan unterwegs. Dies war der letzte Tag unserer Reise und wir waren unterwegs von Nagano nach Tokyo. Am Abend hielten wir bei einem McDonald um uns etwas zu stärken. Als wir zu unserem Auto kamen, waren wir von einem Pick-up Truck ziemlich zugeparkt worden. Da der Besitzer nirgendwo zu sehen war blieb mir nichts anderes übrig als mich mit immer wieder reversieren zentimeterweise aus der Lücke zu quälen. Als ich endlich fast draußen war, kam der Besitzer des Wagens und beschuldigte mich sein Auto touchiert zu haben.

Ein Ding der Unmöglichkeit, da er links von mir stand, ich das Fenster offen hatte, immer einen Blick auf den Spiegel und natürlich, da in Japan, auf der linken Seite saß. Da er ziemlich aufgebracht war und sich so vor mich stellte, dass ich nicht rausfahren konnte, reversierte ich wieder in die Parklücke und stoppte den Motor. Er kam schimpfend zum Fenster und versuchte den Schlüssel herauszuziehen und an sich zu nehmen, worauf ich das Fenster zu machte. Er drohte die Polizei zu holen und ich sagte ihm höflich, dass solle er bitte tun.

Er packte tatsächlich sein Handy und rief irgendwo an und wir warteten, während er zwischen seinem und unserem Auto auf und ab ging und immer wieder mit uns schimpfte. Nach vielleicht knapp 10 Minuten blieb ein Polizeiwagen stehen. Wir öffneten wieder die Scheibe, während er wild auf die Polizisten einredete. Wir stellten uns dann kurz vor und gaben ihnen unsere Pässe und den internationalen sowie nationalen Führerschein. Unsere Papiere waren absolut in Ordnung, was der Aggressor offensichtlich nicht vermutet hatte. Bei zwei ausländischen Frauen im Auto hatte er vielleicht gedacht, dass wir Hostessen waren? Keine Ahnung.

Die Polizei untersuchte sein Auto vorne, wo wir in angeblich touchiert hatten und fand nichts. Auf unserer Fahrerseite befand sich aber an der Tür ein langer Kratzer, der definitiv vorher noch nicht dagewesen war, was ich auch sagte. Der Polizist bat uns ins Auto zu steigen, da es dann tiefer lag und dem Unfallzeitpunkt entsprach. Mit einem Maßband ermittelte er die Höhe des Kratzers und siehe da, er entsprach keiner möglichen Stelle am anderen Auto. In dem Moment sprang der andere Typ in sein Auto und fuhr ohne ein Wort weg. Der Polizist kam zu dem Schluss, dass er uns das Auto mit einem Schlüssel zerkratzt hatte um es so aussehen zu lassen, als wäre doch was passiert.

Die Polizei bat uns einen Bericht bei ihnen in der Station abzugeben und wir fuhren ihnen hinterher. Wir erklärten genau was vorgefallen war und wurden darüber aufgeklärt, dass der Typ ein bekannter Handlanger der Yakuza ist und dass es besser wäre sich nicht mit der anzulegen und eine Anzeige gegen unbekannt zu machen. Was wir auch taten. Nach gefühlten drei Stunden (jedenfalls einer sehr langen Zeit) hatte der Polizist seinen handgeschriebenen Bericht fertig. Wir unterschrieben, erhielten eine Kopie für die Versicherung der Mietwagenfirma und durften wieder weiterfahren.

Die ganze Zeit über waren die Polizisten sehr höflich und korrekt zu uns. Allerdings kostete uns das ganze sehr viel Zeit (und somit Geld für die Autobahn, da es bereits viel zu spät war um es sonst noch zeitgerecht nach Tokyo zu schaffen) und letztendlich noch mehr Geld, da die Mietwagenfirma die Anzeige gegen Unbekannt nicht akzeptieren wollte. Letztendlich einigten wir uns auf die Hälfte des Selbstbehalts, also 10.000 Yen, die für den Schaden zu bezahlen waren. Die Einigung erlangten wir auch erst, als wir unsere komplette Geschichte inklusive dezenten Drängen der Polizei auf Anzeige gegen Unbekannt erzählt hatten...

Würde ich es wieder so machen? Schwer zu sagen. Mein Gerechtigkeitssinn drängt mich eindeutig dazu diesen Arsch ('Tschuldigung, aber ist so) anzuzeigen, allerdings habe ich auch vor zukünftig oft Japan zu bereisen und ich glaube nicht, dass es sinnvoll ist sich mit der Yakuza anzulegen, auch in einer scheinbar so kleinen Angelegenheit wie Vandalismus. Letztendlich würde ich also einmal tief ein- und ausatmen und wieder dem Rat der Polizei folgen.

Interessant ist, dass ich bei beiden Erlebnissen mit Freundinnen zusammen war, sprich eine reine Frauengruppe. Seit ich allein durch Japan reise hatte ich keine einzige bewusste Begegnung mit der Yakuza mehr. Das sind nun bereits sieben Jahre. Um "Snack Bars" mache ich seitdem jedoch einen weiten Bogen. Mit dem Mietwagen fahre ich jedoch immer noch gerne und es gab auch keine weiteren Zwischenfälle mehr. Entweder man fällt als Alleinreisende weniger auf, oder aber ich bin einfach zu uninteressant und meine Freundinnen haben die Aufmerksamkeit auf uns gelenkt. Ich denke, dass es wohl ein bisschen von Beidem sein wird.

Habe ich also Angst vor der Yakuza? Nein, habe ich nicht. Aber ich habe Respekt vor ihr und werde mich tunlichst fernhalten.

Das Bild oben entstand übrigens ebenfalls 2005. Meiner Freundin war in ihrer Unterkunft Geld aus Ihrem Geldbörsel gestohlen worden. Die Polizei nahm Fingerabdrücke davon und dann von den Bewohnern, aber leider fanden sich nur ihre Fingerabdrücke darauf.

Sonntag, 11. März 2012

Ein Jahr danach


Menschenleerer Hoshi no Suna Strand auf Iriomote am 12.März 2011
Vor einem Jahr bin ich um 2 Uhr morgens in meinem Zimmer auf Iriomote aufgewacht und habe mir die Seele aus dem Leib gekotzt. Um 8 Uhr früh saß ich in meinem Mietwagen, fühlte mich absolut hundeelend, und fuhr in die nächste Klinik. Am Nachmittag weckte mich das Jaulen der Sirenen aus meinem Medikament-induzierten Schlaf und ich drehte sofort den Fernseher auf, wo sich eine riesige Tsunamiwelle durch das Landesinnere von Tohoku wälzte und alles mit sich riss. Der Reporter im Helikopter wusste nicht, wie er das kommentieren sollte, und ich fühlte mich als würde sich mein Magen unabhängig von meiner Magen-Darm Grippe versuchen auszustülpen.

Es gibt einige Momente im Leben, zumeist persönliche, aber auch einige die den Großteil der Welt bewegen, an die man sich ewig erinnern wird, im Kontext von wo man war und was man gerade gemacht hat. Der 9. September 2001 ist so ein Tag. Der 11. März 2011 ist für viele, mich inkludiert, auch so ein Tag.

Obwohl ich selbst in keiner Gefahr war, machte ich mir Sorgen um meine Familie und Freunde, die vermutlich keine Vorstellung davon hatten wie weit ich tatsächlich entfernt war von all dem. Meine Versuche Freunde in Tokyo und Yokohama zu erreichen waren aufgrund der überlasteten Telefonnetzte gescheitert. Erst am Folgetag erreichte mich mein Lebensgefährte in meinem Hotel. 

Die meiste Zeit meiner Rekonvaleszenz lief der Fernseher, auch in der Nacht. Neben den immer schrecklicheren Bildern der Vernichtungskraft des Tsunami mischte sich immer mehr Panik um das Kernkraftwerk in Fukushima in die Berichte. Kurz bevor ich die Fähre nach Ishigaki nahm, wurde die Tsunami-Warnung auf den Yaeyama Inseln aufgehoben.  Am 14. März landete ich in abends in Tokyo und bezog für eine Nacht mein Flughafenhotel. Ich spürte mindestens zwei stärkere Nachbeben in der Nacht. In der Früh gab es trotz Warnung keine Stromabschaltung.

Am Flughafen war die Hölle los. Eine endlose Schlange wälzte sich zu den Ticketverkaufschaltern.  Viele Menschen wollten Japan einfach nur mehr verlassen, so schnell wie möglich, egal was es kostet.

Ich hatte mein Flugticket in der Hand, wusste, dass ich Japan noch heute verlassen würde und wollte nicht. Über die Jahre haben mir Japan und seine Bewohner so viel gegeben, dass ich es nicht wirklich in Worte fassen kann. Es ist meine Heimat weg von daheim, selbst wenn ich nur für ein Jahr dort gelebt habe.  In dieser Stunde der Not, wollte ich es nicht verlassen.

Nach meiner Ankunft  in Österreich war ich schockiert wie sich die Medien auf den atomaren Zwischenfall in Fukushima stürzten und dabei der Tsunami mit seiner schrecklichen zerstörerischen Kraft und den unzähligen Toden kaum eine Erwähnung fand. Die wahre Tragödie wurde in den Hintergrund gedrängt zugunsten einer Propaganda-Welle gegen AKWs. Ich hatte nicht das Gefühl, dass den Aktivisten etwas an den verstrahlten Teilen Japans lag. Sie nutzten die Situation dort  für ihre eigenen Zwecke und das erzeugte so viel Wut und Ärger in mir. Als hätte ein geliebter Mensch Lungenkrebs und statt ihm zu helfen wieder gesund zu werden, versuche man ein Zigarettenverbot einzuführen.  Nicht das letzteres an sich verwerflich ist, nur fühlte ich mich als wären die Prioritäten verschoben.

Jetzt sind wir hier, ein Jahr später und trotz aller Schwarzmalerei geht das Leben, auch in Japan, weiter. 

Ich unterstütze Japan auf meine Weise. 

Mein Flug ist gebucht.

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