Sonntag, 17. März 2013

Japan: Minamizaki - Auf den Spuren des pazifischen Krieges

Warnschild auf Hahajima
Nach meiner Wanderung über den Berg Chibusa sprang ich in meinen bereitstehenden Mini-Bus und machte mich gleich auf zum Minamizaki Wanderweg. Der Südzipfel der Insel ist natürlich ebenfalls ein Naturschutzgebiet und hier wurde auch erfolgreich die grüne Anolis Echse dermaßen reduziert, dass sich die native Ogasawara Echse halten konnte. Gleich am Anfang des Pfades sonnte sich schon eine auf einem Baumstumpf.
Ogasawara Echse (Cryptoblepharus boutonii nigropunctatus)
 Der Weg ist praktisch eben und geht durch einen dichten aber lichten Dschungel. Man kommt also ziemlich flott voran. Nach einem kurzen Spaziergang kommt man zum Suribachi Aussichtspunkt. Dabei handelt es sich um eine Krater-ähnliche Böschung aus rotem Sand. Ich habe ein Schild fotografiert auf dem steht, dass es vermutlich die Bombe eines amerikanischen Kriegsschiffes war, die hier einschlug, allerdings bin ich mir nicht mehr 100% sicher ob damit diese Böschung gemeint war. Passen würde es jedenfalls von der Form her.
Suribachi Aussichtspunkt
Ausgetrocknete, rote Erde am Suribachi Aussichtspunkt
Mein Unterkunfts-Besitzer und Guide hatte mir eine Taschenlampe mitgegeben und einen Tipp wie ich die Ruinen des japanischen Bunkers finden konnte, aber der Pfad dem ich folgte führte mich stattdessen anscheinend in eine biologische Versuchstation mit abgesteckten Stücken Vegetation. Danach war mein Wunsch nach Abenteuer etwas gedeckt und ich folgte dem Hauptpfad erst einmal zum Berg Kofuji ("kleiner Fuji"). Die Aussicht von dort war jedenfalls sehr schön.
Blick vom Berg Kofuji nach Süden.
Der Minamizaki Strand mit dem Rest von Hahajima im Norden.
Zum Minamizaki Strand führt ein Pfad hin. Davor befindet sich ein netter Picknick-Platz mit Tischen und Bänken. Der Hügel am Zipfel des Strands ist aber gesperrt, da dort Albatrosse brüten.
Blick vom Berg Kofuji zum Berg Chibusa.
Nachdem die wenigen anderen Touristen weg waren, schlich ich mich durchs Dickicht einem versteckten Pfad entlang zum Eingang der Bunker-Anlage. Die gesamte Insel ist, genau wie Chichijima, von solchen Gängen durchlöchert wie ein Schweizer Käse. Vermutlich nicht so bekannt, aber auch Iwo-jima gehört zu den Ogasawara Inseln. Über den Krieg wird hier jedoch sehr ungern gesprochen, somit ist es schwer wirklich etwas herauszufinden.
Der Eingang zum Bunker
Drinnen war es verdammt dunkel. Die Taschenlampe konnte gerade einmal das Fleckchen Erde vor mir beleuchten. Ich folgte also einfach dem Licht und gelangte so in einen Raum mit den Resten einer Artillerie-Kanone.
In den Gängen des Bunkers war es ziemlich dunkel.
Die Kanone lag in den Überresten ihres Gestelles und rundherum waren weitere Teile verstreut. Sie blickte immer noch Richtung Osten, allerdings war inzwischen der Blick aufs Meer komplett zugewachsen.
Überreste des 2. Weltkrieges auf Hahajima
Mit Blitz sah das Ganze deutlich weniger dramatisch aus.
Der Blick auf das Meer war bereits zugewachsen.
Durch das eintretende Licht war es mir möglich den Gang zu fotografieren. Bis auf etwas Geröll und ein paar vertrocknete Blätter am Eingang war dort nichts zu finden. Vermutlich wurde alles was tragbar ist, schon lange von dort entfernt.
Die Gänge in der Bunkeranlage waren aus dem Felsen geschlagen.
Im Nebenraum fand sich dann noch eine Artillerie-Kanone mit Blick nach Süden. Doch auch dort war der Blick aufs Meer durch Bäume und Büsche verstellt.
Die kargen Farben im Inneren schlugen sich mit dem bunten Laub des Baumes.
Quer durch die Gänge hindurch kam ich dann zum Blick nach Westen. Dort gab es keine Kanonen mehr, stattdessen einen kleinen Balkon von dem aus man einen guten Ausblick auf den Minamizaki Strand hatte.
Der Gang führte zu einem begrünten Balkon.
Von dort hatte meinen einen schönen Überblick auf den Minamizaki Strand.
Blick vom Balkon retour in den Gang.
Bis auf die zwei Kanonen-Räume, einen leeren Raum im Inneren und den Balkon konnte ich nichts weiter finden und machte mich stattdessen auf den Weg zum Minamizaki Strand. Der Blick darauf hatte mir jedenfalls schon mehr als genug Lust darauf gemacht!
Minamizaki Strand mit Blick auf den Berg Kofuji.
Obwohl ich im Berg mehrere Löcher sah, kann ich nicht sagen welches davon der Balkon war. Allerdings nehme ich an, dass es dort noch mehrere Tunnel gibt, die ich entweder nicht gefunden habe, oder die vermutlich einen anderen Eingang hatten. Da die Sonne aber bereits langsam zu sinken begann, begab ich mich auf den Rückweg. Diesmal nahm ich aber jeden einzelnen Abzweiger zu den Stränden auf der West-Seite der Halbinsel.
Die Strände sind gut zum Schnorcheln, aber aufgrund der vielen Steine und der starken Strömung nicht zum Schwimmen.
Der Wind trieb die Wellen sehr malerisch ans Ufer.
Der Mond ging ebenfalls sehr malerisch auf.
Ich genoss die Zeit auf den Stränden und nahm mir Zeit einfach da zu sitzen und aufs Meer zu schauen. Für jemanden der kein Meer in der näheren Umgebung hat, ein ziemlicher Luxus. Auf dem Rücken liegend konnte ich den Mond zwischen den Bäumen aufgehen sehen während die Wellen an den Strand brausten. Das sind die Momente, die man auf Reisen tankt und die einem dann zu Hause die Kraft geben durchzuhalten.
Auch an den Stränden waren immer wieder Gucklöcher von Bunkern.
In dem engen Gang befand sich jedoch nur angespülter Dreck.
Sonnenuntergang am Strand
Es gibt von der Hahajima Touristen-Info eine sehr schöne Info für Schnorchler wo es zu jedem der Strände auf der Insel einen Plan gibt mit wo was zu finden ist. Die Strände am Minamizaki bieten anscheinend sehr viel, aber allein wollte ich es nicht riskieren dort schnorcheln zu gehen, vor allem da immer wieder vor starken Strömungen gewarnt wurde sobald man den Schutz der kleinen Buchten verlässt. Stattdessen genoss ich einfach den Sonnenuntergang und sobald die Sonne hinter der Wolken verschwunden war machte ich mich flott auf den Weg retour zur Straße.

Vom letzten Strand sind es nicht einmal 10 Minuten, nur leider war ich am falschen Parkplatz gelandet und musste noch einmal eine Viertelstunde die Straße retour marschieren. Besser jedenfalls als im Wald, wo es doch recht dunkel geworden war sobald die Sonne am Horizont verschwand.

Am Parkplatz stand dann außer meinem Auto noch der zweite Mini-Bus von meinem Unterkunftsbesitzer. Er hatte sich anscheinend Sorgen gemacht und wartete auf mich, auch wenn er das mit keinem Wort erwähnte. Ich erzählte von meinem Faux Pax mit dem falschen Ausgang und er meinte dann gleich, dass man dort jetzt sehr gut die endemischen Schnecken beobachten kann. Hier also noch eine kleine Auswahl von Bilder der Tierchen, die mir begegnet sind.

Dieser hübsche Vogel schreckte mit seinem Schwanz Insekten auf!
Dieser Käfer wartete auf meinem Auto auf mich.
Mein Guide beim Schnecken suchen im abgestorbenen Laub.
Mandarina Schnecke
Am nächsten Tag geht es dann in den Norden der Insel!

Freitag, 1. März 2013

Japan: Wandern auf dem Berg Chibusa

Der Pfad auf den Berg Chibusa ist von der Touristen-Info ca. 10 Minuten entfernt, weswegen diese Wanderung auf Hahajima auch sehr bei Tagesausflüglern beliebt ist. Die Dauer ist mit 3-4h für Wanderer angegeben, ich habe mit vielen Foto-Stopps ziemlich genau 5h gebraucht.

Aber fangen wir am Anfang an: Es hat sich wieder einmal gezeigt, das meine Wahl der Unterkunft wirklich absolut perfekt war mit der Villa Kobu no ki. Als ich beim Frühstück meine Tagesplanung bekannt gab, bot mir Herr Hoshi gleich an mit an den Anfang des Pfades zu bringen, aber nicht nur das: Eine kurze Frage: "Kannst du autofahren?" (Nicht, "Hast du einen hier gültigen Führerschein?", den ich natürlich trotzdem mit hatte) und schon saß ich in einem der Mini-Busse der Unterkunft und fuhr im hinterher zum Wanderpfad. Dort lies ich meinen Bus mit Schlüssel im Schloss und unversperrt stehen, sprang in seinen Bus und er brachte mich zum Tamagawa-Damm, was mir ein Stückchen des Weges ersparte.
Tamagawa Stausee
Der Grund für diese Aktion war, dass ich am Ende meiner Wanderung ein Auto hatte, mit dem ich zum Minami-zaki, dem Südzipfel der Insel, fahren konnte um dort eine zweite Wanderung zu machen. Dorthin gibt es nämlich keine Busse oder so, deswegen hatte ich mich eigentlich damit abgefunden mit dem Rad zu fahren. Nun hatte ich ein Auto, einfach so. Sowas hatte ich bisher so noch nie erlebt...
Baumfarne am Pfad
Wegweiser am Wanderweg
Ich hatte mir mit meiner Abkürzung knapp 1,2km gespart, naja, wenn man die 300m vom Damm abzieht, dann waren es nur mehr 900m, aber was soll's! Der Weg ging zuerst durch ein Waldstück mit relativ großen Bäumen. Das war zwar ganz stimmungsvoll, aber nicht wirklich spannend.
Anfang des Pfades
Wenn man aber etwas mehr Aufmerksamkeit auf die Umgebung richtete, dann entdeckte man einiges Interessantes. Wie z.B. fast von Laub verschüttete Öffnungen, die zu verlassenen Bunkern führten. Wer also gerne seine Limits für Klaustrophobie testen mag, ist in diesen engen Tunneln sicher gut aufgehoben. Mir reichte ein Foto.
In den Berg gegrabener Tunnel.
Entlang des Pfades gibt es auch immer wieder seltsame Stationen mit Plastikflaschen, Seilen und Keramikschlüsseln. Diese wurden angebracht um den Morgentau (und natürlich Regen) der an den Bäumen herabrinnt einzufangen und damit die lokale Singvogelwelt mit Wasser zu versorgen. Als Wanderer ist man angehalten zu prüfen ob die Schüsseln voll sind und wenn nicht, dann mit dem vorhandenen Wasser aufzufüllen.
Vogeltränke mit Erklärung in Japanisch
Nach kurzer Zeit ziehen sich die Bäume zurück und man geht entlang eines Berggrats weiter. Im relativ niedrigem Grünzeug findet man dann auch immer wieder die eingeführten Echsen, die sich gemütlich sonnen.
Grüner Anolis (Anolis carolinensis)
Man bekommt auch immer bessere Ausblicke auf die Insel. Ich hatte das Glück die Hahajima-maru beim Einfahren in den Oki Hafen beobachten zu können. Ganz interessant das aus einer anderen Perspektive zu sehen!

Die Hahajima-maru manövriert ganz schön beim Anlegen.
 Der Weitblick war wirklich wunderschön!
Der Oki Hafen mit Muko-jima im Hintergrund (und Hahajima-maru)
Gleich darauf gab es auch schon einen schönen Rastplatz mit fantastischem Ausblick auf Minami-zaki im Süden. Ich nutzte die Bänke um etwas Sonne zu tanken und den strahlend blauem Himmel zu genießen. Irgendwie sind es diese kleinen Momente der Ruhe, die ich wirklich von meinen Reisen mitnehme. Kein Stress, kein Zeitplan, einfach nur genießen und die Zeit verstreichen lassen.
Rastplatz am Berg Chibusa
Einfach mal ausruhen...
In einem der niedrigen Bäume schaffte ich es auch endlich mit meiner Kamera einen der endemischen Meguro (wörtl. schwarzes Auge, Apalopteron familiare) zu erwischen. Er gehört zu den Brillenvögeln und ist für Birder eins der Highlights auf Hahajima.
Bonin White-Eye (Apalopteron familiare)
Ein Stückchen oberhalb des Rastplatzes hatte man einen wunderschönen ca. 300° Ausblick auf den südlichen Teil der Insel.
Higashi-zaki (links) und Minami-zaki (rechts)
Minami-zaki und der Oki Hafen, sowie das grüne Herz von Hahajima.
Danach war es nur mehr ein kurzes Stück und der Gipfel war erreicht. Dort traf ich auch zum ersten Mal auf andere Leute, ein Guide war mit ihrem Kunden auf dem Berg unterwegs. Ich wäre ja verlockt gewesen mitzugehen und ein bisschen zu lauschen, aber sie gingen die Seite runter, die ich gerade heraufgekommen war. Richtung Osten war eine kleine Plattform durch das Gestrüpp gebaut worden, damit man einen schönen Ausblick auf den Ost-Teil der Insel bis in den Norden hinauf genießen konnte.
Ganze 462,6m hat der Mt. Chibusayama.
Eine Bitte die Pflanzenwelt nicht zu zerstören, bzw. übles Verhalten zu melden.
Higashi-zaki (rechts) und Sekimon (links)
Die Sekimon Gegend in der ich am Vortag war.
Das Wasser war so klar, dass ich am liebsten gleich schwimmen gegangen wäre!
Die endemischen Pandanus-Bäume haben diesen Teil der Insel in Besitz genommen.
Der Weg auf der anderen Seite hinab erwies sich als deutlich abenteuerlicher, als der den ich hinauf gekommen war. Ich denke die südliche Route ist für den Aufstieg angenehmer als die nördliche, da nicht so steil.
Beplankter Pfad
Auch diese Leiter ist ein Teil der nördlichen Route.
Gleich unter dem Gipfel fand ich auch eins meiner gesuchten Tierchen: Das Gegenstück zu der Schnecke vorm Vortag, die Boninosuccinea punctulispira, die ein deutlich stärker ausgeprägtes Gehäuse hat als die Boninosuccinea ogasawarae. Außerdem wieder einige grüne Anolis-Echsen. Die lokale Echsen-Art machte es mir aber leider nicht so einfach.
Boninosuccinea punctulispira
Grüner Anolis (Anolis carolinensis)
Ein ziemlich großer Grüner Anolis (Anolis carolinensis)
Der Pfad verlief größtenteils durch den Wald. Hie und da hatte man einen Ausblick auf einen Berg gegenüber. Viele Vögel flitterten durch die Bäume, aber meine fotografische Ausbeute war ob ihrer Flinkheit nicht besonders. Stattdessen fand ich ein Moospolster, das ein bisschen wie ein Herz geformt war. Als ich herausfinden wollte was für ein Moos das ist, fand ich stattdessen auf einem anderen Blog ein Foto von etwas über einem Monat vorher, wo das fehlende Teil noch dran ist!
Fast herzförmiges Moos am Berg Chibusa.
Kurz vorm Ende des Pfades gab es dann noch einen sehr beeindruckenden Ficus mit einer Masse an herabhängenden Luftwurzeln. Ja, der gleiche, der bei uns oft als Bonsai verkauft wird!
Ficus microcarpa

Ficus microcarpa
Danach war es nur mehr ein kleines Stück und durch ein Spalier an weiteren Zimmerpflanzen die hier wie Unkraut wuchsen gelangt ich wieder in die Zivilisation, wo bereits mein Auto auf mich wartete.
Ein Spalier an Zimmerpflanzen signalisierte das Ende des Pfades.
Nächster Stop: Wanderung auf Minami-zaki!

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