Freitag, 18. März 2011

Japan: Berichterstattung der Medien in Österreich und Deutschland

In den letzten Tagen hatte ich Zeit sowohl die Berichterstattung unserer Medien, sowie auch die Reaktionen von Japanologen darauf zu sehen. Sehr prägnant fasste es Reinhard Zöllner zusammen als er schrieb, dass wir "9000km entfernt repräsentativ den Strahlentod sterben." Das ist auch meine Beobachtung. Es ist nicht so, als wäre die Berichterstattung der Medien über die Ereignisse in Japan inkorrekt, allerdings wird mit sehr viel Gusto ein Schwerpunkt auf Spekulatives und erwartungsgemäß auf das Zeigen von Leid und Schmerz gelegt.

Das Spekulative zeigt sich unter anderem an den unzähligen Artikeln die die Strahlengefahr in Europa beleuchten. Selbst wenn die darin zitierten Spezialisten immer wieder darauf hinweisen, dass keine solche Gefahr besteht, führt dies dennoch zu Panik unter der Bevölkerung. Die Resultate sind die Hamsterkäufe von Jod-Tabletten und Geigerzählern, allerdings auch die Verbreitung von gefährlichem Halbwissen und somit weiterer Panik. Besonders beliebt heutzutage sind die Geschichten über Flugtickets, die immense Summen kosten und auf "dem Schwarzmarkt" verkauft werden. Ein Blick auf Checkfelix.at zeigt, dass Hin- und Retourflüge ab Tokyo für den folgenden Tag bereits ab sehr vernünftigen EUR1030,- zu haben sind. Ich bezweifle nicht, dass viele deutlich mehr zahlen, das wäre jedoch nicht notwendig und ist Teil der Panik-Macherei die derzeit vorherrscht.

Etwas anderes, dass mich verwundert und auch verärgert sind die Artikel, die sich über den "Stoizismus" der Japaner wundern. Stellvertretend hier ein Ausschnitt aus den Interviewfragen einer "Spiegel"-Journalisten, die recht plump versuchte japanische Spezialisten zu erreichen:

"I am so sorry, I made a mistake with the time. I think it is now to late to call you for a short telephone interview. If you read this, because you're still up, I would be happy if you'd call me, but of course, I  wouldn't expect it. If possible, I would be happy if you would share your thoughts with me about the following topics. Maybe one or two quotes would be enough for our article. It would be great if your thoughts would circle around the two following questions:

Why do the Japanese people stay in Japan? Is there any philosophical, typical japanese approach to that matter of fact? Do you have an explanation for this, for us very surprising, fact. Why do the Japanese stay calm and in Japan?

How important are famous books and comics and films who deal with great catastrophies in japanese culture for the minds of the Japanese. Is the motif of catastrophies in popular japanese culture one of the main reason for the fact, that the Japanese - as you - do not flee out of their country despite the earthquake?

I would be very happy, if you could tell me your opinion on those questions of quote an influential japanese philosopher or send me one of your articles/exposees regarding the culture of Japan.

Sorry again for disturbing you so late.
All the best for you,
X.Y. (möge die Journalistin etwas daraus lernen und es beim nächsten Mal besser machen)"


Ich möchte dieses Mail gerne durchgehen um stellvertretend zu zeigen was das Problem mit unseren Medien und der Berichterstattung ist. Darauf, dass die junge Dame nicht einmal in der Lage war die Zeitverschiebung korrekt einzukalkulieren möchte ich gar nicht erst eingehen. Sehr interessant finde ich, dass nur "ein oder zwei quotierbare Sätze" gewünscht werden. Das zeigt meines Erachtens, dass die Journalisten sich bereits ihre eigene Meinung gebildet hat und eigentlich nur noch ein paar Leute suchen, die ihnen diese bestätigen. Als wäre das Thema eines, dass sich in ein oder zwei Sätzen abspeisen lassen würde!

Die erste Frage ist bereits ein absoluter Affront: "Warum bleiben die Japaner in Japan." Ja, warum wohl? Weil sie dort leben, lieben, arbeiten? Weil dort ihre Familie, ihr Zuhause und ihr gesamtes Hab und Gut ist? Für uns Europäer scheint es ein schwer zu verstehendes Konzept zu sein, das man keine angrenzenden Nachbarländer hat in die man "fliehen" kann. Japan ist eine Ansammlung von Inseln, und somit umgeben von Wasser. Was außerdem komplett außer Acht gelassen wird und von Unwissen spricht: Japan ist ein großes Land. Es zieht sich von der Sub-Arktis bis in die Sub-Tropen. Nicht ganz Japan ist von der derzeitigen Katastrophe betroffen. Es gibt viele die Ihre Frauen und Kinder jetzt in den Süden schicken, weil sie sich Sorgen machen um die austretende Strahlung. Als wäre das nicht schlimm genug, warum sollte man seine Familie ins Ausland schicken, dessen Sprache sie vermutlich nicht, oder nur schlecht sprechen? Ist das denn wirklich so schwer zu verstehen? Ein Blick in einen Atlas sollte diese Frage doch bereits nichtig machen.

Die Folgefragen fischen nach Stereotypen: die Japaner, eine typisch japanische Reaktion, etc. Als wäre das japanische Volk eine homogene Masse und nicht eine Vielzahl von Individuen mit unterschiedlichen Weltbildern und Reaktionen. In Okinawa kam man sich zum Teil vor wie in einem anderen Land, die Menschen waren zum Großteil ebenso von den Nachrichten abhängig, wie unserer einer hier. In Tokyo und Yokohama hingegen machen sich die Menschen zum Großteil wirklich Sorgen, was andere aber nicht davon abhält ihrem normalen Leben nachzugehen. Es wird gelacht auf den Straßen von Tokyo, ja darf man das denn überhaupt? Die Medien hier wünschen sich anscheinend, dass jeder nur mehr ein Häufchen Elend ist, aber die Reaktionen sind so unterschiedlich, wie man es sich nur vorstellen kann. Ein Unterschied zu uns ist jedoch die gute Vorbereitung auf Naturkatastrophen, die das stete Zusammenleben mit diesen bedingt. Das hält einen nicht davon ab Angst zu haben wenn ein unvermutet starkes Erdbeben kommt, aber es hilft einem richtig zu reagieren. Und nein, dieses Wissen kommt nicht von Godzilla und Comics, sondern von Drills in Firmen und Schulen. Wenn die Japaner bei jedem Erdbeben ihr Land verlassen würden, dann würden die Inseln bald fast komplett brach liegen. Ganz zu schweigen von den Vulkanen...

Was mich zu dem Punkt bringt, der die "Ruhe" der Japaner anspricht. Es gab meines Wissens nach keine Plünderungen, nur Hamsterkäufe, die nun ebenfalls durch Regelungen minimiert werden. Das scheint zu überraschen. Warum? Weil ein Österreicher nur an sich und seine Familie denkt und dabei alle anderen zur Seite wischt? Sind wir tatsächlich so unzivilisiert, dass wir zivilisiertes Verhalten als "unnatürliche Ruhe" ansehen, die einer Erklärung bedarf? Sollten wir in dem Fall nicht lieber den Blick auf uns selbst richten und uns fragen warum uns das so seltsam vorkommt?

Ich weiß, man kann die Medien nicht wirklich zügeln, aber ich sehe den Schaden den sie anrichten. Meine Mutter war in absoluter Panik, obwohl ich 2000km weit von dem Erdbeben, Tsunami und Fukushima entfernt war. Tripolis ist Wien näher als die Insel auf der ich war Tokyo. Auf dem Flughafen in Tokyo hörte ich Geschichten von Menschen die auf Drängen ihrer Familien Japan verließen und dafür aus allen Teilen Japans abreisten. Sehr viele von ihnen taten es widerwillig. Sie hatten das Gefühl ihre Freunde und Arbeitskollegen im Stich zu lassen und unnötig weitere Angst zu verbreiten. Vor meinen Augen hatte ich ungebeten das Bild von Ratten die das sinkende Schiff verlassen. Viele von den Betroffenen sind jedoch nicht Menschen die "nach Hause" fliegen, sondern Menschen, deren zu Hause bereits in Japan liegt. Menschen die hier ihren Lebensmittelpunkt aufgebaut haben, sogar Familie hier haben. Menschen, denen bewusst ist, dass sie mit ihrer Entscheidung wegzufliegen mühsam aufgebaute Brücken zerstören. Menschen, die dies jedoch nicht offen sagen können, weil sie hier nur auf Unverständnis stoßen. Was die Medien zeigen wollen sind glückliche Rückkehrer, die sich in letzter Minute nur mit den Sachen auf ihrem Leib vor einer Katastrophe ins Mutterland retten konnten. Ist es das was wir sehen wollen? Ich möchte jedoch betonen, dass ich diejenigen, die sich entschlossen haben, oder entschließen Japan zu verlassen nicht verurteile. Ich appelliere nur für eine differenziertere Darstellung der Umstände, die zu diesem Entschluss führten.

Ich lebe nicht in Japan, habe dort nur ein Jahr als Student verbracht, und war auch dieses Mal nur zufällig als Tourist dort. Ich kehrte wie geplant mit dem ursprünglich gebuchten Flug retour. Ich war von Anfang an nur als Tourist da, dennoch fühle ich mich fast als Verräterin. Als Ratte, die genießt solange alles gut läuft und dann als erste das Schiff verlässt, wenn es woanders besser aussieht. Vielleicht schmerzt mich deswegen diese Berichterstattung und Panikmache so. Ich stelle mir immer wieder die Frage ob es nicht bereits schon schlimm genug ist. Menschen die das Erdbeben und den Tsunami überlebt haben, sterben nun an Erschöpfung mangels ausreichender Nahrung und Wärme in den Flüchtlingslagern. Ist das nicht schlimm genug? Müssen wir bei so etwas noch zusätzlich Leid schaffen mit Spekulationen und Panikmacherei? Warum nicht einfach helfen soweit wir können und besonnen, mitfühlsam, ja zivilisiert mit der Situation umgehen? Ich leiste meinen kleinen Teil mit einer Spende ans Rote Kreuz und damit, dass ich nicht die Nachrichten laufen habe. Stattdessen überprüfe ich die Lage ab und zu und versuche ruhig zu bleiben. Zivilisiert zu bleiben. Vielleicht gelingt das dem geneigten Leser ja auch?


Spenden für Opfer

11 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

danke für diesen artikel.

Anonym hat gesagt…

Ich bin wohl ein mensch der nicht viel Vertrauen in seine Mitmenschen hat. Imm wenn ich mir vorstelle was passieren würde wenn eien schlimme Katastrophe ausbricht sehe ich den Verfall der Zivilisation vor mir. Ich sehe Panik, Wut udn zorn und den unbedingten Willen überleben zu wollen um jeden Preis und wenn dass, das Leben meines Nachbarn kostet. Wie gesagt kein vertrauen darauf das menschen sich zivilisiert in solchen Situation verhalten würden. Beispiele gibt es ja genug die meine bisherige Sicht der Menschen gestützt haben, New Orleans zum Beispiel, Plünderungen, Vergewaltigungen, Mord und Totschlag.

Jetzt wo ich sehe wie zivilisiert sich Japaner in so einer Situation verhalten, was für eine Tapferkeit, was für eine Geduld und Ruhe sie aufbringen hab ich auch neue Hoffnung das Menschen sich im allgemeinen so verhalten könnten.

Ich hab die Japaner schon immer für vieles in ihrem Land bewundert aber jetzt bewundere ich sie nciht einfach nur sondern sie haben meinen tiefsten Respekt.

Anonym hat gesagt…

TEIL 1:
Ich verfolge die Medien zur Lage in Japan sehr genau. Beiträge über die Unnötigkeit von Kalium-Jod Tabletten sowie ausverkaufte Geigerzähler traten erst dann auf, als die Nachfrage nach diesen Produkten schon gestiegen war. Anders ist es gar nicht möglich. Niemand kann über das Phänomen schreiben, wenn es noch nicht eingetreten ist. Leider reagiert die Bevölkerung hierzulande sehr panisch. Beim Wort Radioaktivität kommen Erinnerungen an Cernobyl hoch, damit auch Furcht und Irrglaube sich sofort schützen zu müssen. Einige gehen in die Apotheke und kaufen Kalium-Jod hältige Präparate. Zum Beispiel solche für Schilddrüsen-Unterfunktion, von denen sie eigentlich 65 bis 500 Stück einnehmen müssten um medizinisch für einen atomaren Notfall vorzubeugen. Die Einnahme von Kalium-Jod Tabletten ist jedoch gesundheitsschädlich: Kopfschmerzen, Übelkeit, Müdigkeit und so weiter! Der Bevölkerung nicht von Kauf und Einnahme abzuraten wäre daher unverantwortlich. In einem Bericht von CNN wurde die Bevölkerung der USA ausdrücklich darauf hingewiesen, dass durch den Kauf dieser Arzneien, später Japan im Notfall eventuell nicht ausreichend versorgt werden könne.

Anonym hat gesagt…

TEIL 2:
Der Gemeinschaftssinn hilft den Japanern dieses Ereignis gut durchzustehen und angemessene Stabilität im Alltag zu wahren. Das ist absolut bewundernswert. Aber der Gemeinschaftssinn hat zudem auch seine Schattenseiten. Denn die Gemeinschaft ist nicht nur durch ihr Zusammenleben definiert, sondern auch durch ihre Grenzen. Wer zum Beispiel erwägt - wegen seiner Kinder, oder aus Angst - die Hauptstadt zu verlassen, bekommt mitunter von seinem Chef gesagt, dass er dann gefeuert ist. Die Kollegen ächten ihn fortan als Verräter. Diese Person gilt als ausgestoßen, und das ist in der japanischen Gesellschaft unerträglich. Selbst ausländischen Ehepartnern die das Land verlassen wollen um ihr Kleinkind in Sicherheit zu bringen (Kleinkinder sind wesentlich anfälliger auf radioaktive Strahlung) werden zum Teil (indbesondere bei längerem Eheverhältnis) von der Familie als egoistische Verräter hingestellt, eventuell wird sogar der Kontakt zu ihnen abgebrochen. Diesen Menschen bleibt schlussendlich die Wahl trotz panischer Angst vorort auszuharren, oder wegen Verrats ausgestoßen zu werden. Das heißt, der Gemeinschaftssinn wird in Einzelfällen durch Furcht vor Verstoßung aufrecht erhalten. In den westlichen Medien kommen auch jene Personen zu Wort, die gerne weiter im Land verweilen möchten, und nur abreisen weil die Familie in Italien (oder sonst wo) sich all zu große Sorgen macht.

Anonym hat gesagt…

TEIL 3:
Es ist schon richtig, dass in Hinblick auf Fukushima der Schwerpunkt auf Spekulativen liegt. Das ist eine wesentliche Eigenheit atomarer Störfälle. Erst heute stufte Japan den Unfall in Fukushima Daiichi von Stufe 4 auf Stufe 5. Dabei wurde eingeräumt, dass dieses Rating retrospektiv zu verstehen ist und die Situation seit Dienstag wiederspiegelt, denn Japan habe bislang die Situation unterschätzt. Cernobyl hatte im Vergleich dazu Stufe 7, dennoch wurde in den Nachrichten immer betont „Es gehe keine Gefahr aus“. Vergleichen wir Fukushima daher besser mit dem Stufe 5 Unfall der sich im AKW von Three Mile Island (Harrisburg) ereignete. Tagelang wurde der Zustand des Reaktors als gefährlich eingestuft, bei vermuteter partieller Kernschmelze. Letztendlich verlief die Kühlung erfolgreich. Es dauerte ganze ein einhalb Jahre bis sich Wissenschafter endlich wagten die Kühlung abzuschalten. Jahre später wurde das Containment geöffnet, erst dann erfuhren die Forscher, das damals die Kernschmelze an den Brennstäben zu 50 Prozent fortgeschritten war. Selbst anerkannte Wissenschafter können nur Spekulationen anstellen wie der tatsächliche Zustand innerhalb der Schutzhülle ist. Das heißt auch im Falle von Fukushima werden wir genaue Daten erst in einigen Jahren erfahren können. Momentan wissen wir nur, dass einige Reaktoren inklusive Abkühlbecken „außer Kontrolle“ sind. „Unter Kontrolle“ würde schließlich bedeuten, dass die Reaktoren im Normalbetrieb arbeiten. Ein kleiner Unterschied zu Harrisburg ist, dass Techniker nicht in einem, sondern in mehreren Reaktoren gleichzeitig die Kernschmelze bekämpfen. Selbst wenn drei Reaktoren einzeln gesehen mit Stufe 5 zu bewerten wären, addieren sich diese nicht auf, sie würden auch zusammen mit Stufe 5 bewertet werden.
Das die Folgen eines atomaren Unfalles nicht absehbar sind zeigt sich auch daran, dass weltweit keine einzige Versicherungs-Gesellschaft (auch nicht Rückversicherer) eine Versicherung gegen atomare Katastrophen anbietet. Das Risiko gilt als nicht kalkulierbar. Für Naturkatastrophen hingegen gibt es Versicherungsschutz.

Es ist auch nicht verwunderlich, dass Journalisten gezielte Fragen stellen. So werden bei Interviews und wissenschaftlicher Feldforschung stets spezifische Themen gezielt abgefragt. Die alternative wäre: „Erzählen sie mir irgendetwas.“ Dennoch sind zwei der Unterfragen scharf zu kritisieren, weil man sie mit Ja oder Nein beantworten kann. Das ist eine fragetechnische Schwachstelle. Da bin ich voll und ganz deiner Meinung.
Ich hoffe das Kommentar ist nicht zu lange ausgefallen ;)

Anonym hat gesagt…

Die Berichterstattung der Ubahn Werbehefteln "Heute" und "Österreich" sind an Oberflächlichkeit nicht mehr zu überbieten.
Vor allem die Überschriften fallen durch ihre willkürlich zugespitzte Wortwahl auf: "Katastrophen AKW soll JETZT begraben werden" Im Artikel steht dann, dass erwägt wird dies MÖGLICHER WEISE zu tun. Die Formulierung "TODES-AKW" ist auch unglaublich. Es wäre besser wenn nur mehr Werbung von Saturn, Interspar und Co abgedruckt wird, denn das ist Hauptanliegen und gewinnbringende Finanzierungsquelle der Hefte. Die Bericherstattung im TV hat sich hingegen in den letzten Tagen beruhigt.

Anonym hat gesagt…

man kann viele gedanken und sätze aus ihrem blog in der j-studien liste wiederfinden ... allerdings taucht diese quelle bei ihnen nirgends auf. sie schmücken sich mit fremden federn und ist unfair denjenigen gegenüber, die sie wahrhaftig geäußert haben ... etwas mehr respekt und korrekte zitierweise wäre angemessen...
eine aufmerksame mitleserin der j-studien liste aus deutschland

Silvia hat gesagt…

Ja ich bin eine aufmerksame Leserin der J-Studien Liste (https://listserv.shuttle.de/mailman/listinfo/j-studien), jedoch wurde mein einziges direktes Zitat (von Herrn Zöllner) auch als solches ausgewiesen. Ist es so befremdlich, dass bei einem solchen Ereignis ähnliche Gedanken an die Oberfläche treten? Sind diese Gefühle deswegen weniger wahrhaftig? Ich hab einiges was ich hier geschrieben habe bereits in ähnlicher Weise auch bereits in diversen anderen Blogs und Kommentaren wiedererkannt. Für mich ein Zeichen dafür, dass ich mit meinen Gefühlen nicht allein bin. Für Sie offensichtlich ein Zeichen dafür das unkorrekt zitiert wird. Es steht Ihnen als anonyme Leserin frei zu kritisieren ohne sich selbst Kritik auszusetzten. Wie wäre es aber, wenn Sie Ihre eigenen Gefühle zu Papier bringen anstatt mich dafür zu kritisieren? Sollte sich einer Ihrer Gedankengänge mit einem der meinen oder einem der Listenmitglieder überschneiden, so würde mich das freuen. Ebenso wie jede frische Sichtweise, die Sie zu diesem Thema bringen.

Anonym hat gesagt…

Zu diesem wirklich guten Artikel passt vielleicht auch die Kritik an den
Medien im Blicklog, in dem aus Gründen der Kritik u.a. eine Übersicht
über die verschiedenen Schlagzeilen geboten wird. Etwas, das für sich
selber spricht.
http://www.blicklog.com/2011/03/17/kernschmelze-der-information-oder-wann-wird-deutschland-evakuiert/

Anonym hat gesagt…

TEIL 4:
Endlich hat man sich in Japan dazu durchgerungen, den Menschen mitzuteilen, dass die Behebung des Zwischernfalles in Fukushima eventuell Monate, ja sogar Jahre dauern kann. (Wie gesagt, in Harrisburg verbrachte man eineinhalb Jahre mit der Kühlung) Natürlich hoffe ich, dass es wesentlich schneller geht.

Kaum jemand steht den Ereignissen gleichgültig gegenüber. Die Debatten werden sehr emotional geführt. Die Ereignisse der letzten Wochen beinhalten so unglaublich viele Aspekte, die zum Teil unsere Weltvorstellungen über den Haufen werfen. (Der Ausgang der Wahlen in Deutschland ist hier ein extremes Beispiel.) Da die Auswirkungen der Geschehnisse nicht zur Gänze ermittelbar sind, werden wir uns des spekulativen Spielraumes bei der Erfassung reeller Zustände bewußt. Die Kontrollierbarkeit von Technik sowie unser Energiekonsum wird in Frage gestellt. Wir spüren unsere Ohnmacht gegenüber Naturgewalten, werden mit kulturellen Differenzen konfrontiert, spüren aber gleichzeitig dank zahlreicher Spenden und Benefiz-Aktionen den internationalen Zusammenhalt! Zudem erkennen wir moderne Menschen unsere eigene Furcht und Verletzlichkeit.
Daher bin ich froh, dass ein derart reger offener Meinungsaustausch stattfindet. Dankbar auch, dass so umfangreiche Artikel wie der von Silvia ins Netz gestellt werden.

Anonym hat gesagt…

TEIL 5:
Fukushima bestätigt wiedermal das nukleare Katastrophen vom jeweiligen Regime und AKW Betreiber stets heruntergespielt werden. Die japanische Regierung hat dabei eine besondere Taktik entwickelt. Es werden (teilweise retrospektiv!!) Fakten und Messungen bekanntgegeben, die gleichzeitig als nicht so tragisch verharmlost werden.
Als die ersten unglaublich hohen Messungen des verseuchten Meerwassers bekanntgegeben wurden, gab man lediglich die Jod-Werte an und betonte, dass keine Gefahr bestehe, da die Halbwertszeit von Jod nur 8 Tage beträgt ( - und in die Nahrungskette gelange das keinenfalles). Doch wenn Jod freigesetzt wurde, dann weiß jeder der mitdenkt, dass dabei auch das gefährlichere Cäsium ins Wasser gelang. Als die Bevölkerung erschrocken reagierte, wurden die eigenen Messungen dementiert: Man habe einen Fehler gemacht, die Jod Werte seien nicht 1 Million mal höher als der erlaubte Grenzwert, sondern eh NUR hunderttausendfach über dem Granzwert.
Auch Heute gabs wieder eine Bekanntgabe nach diesem Muster, als mit der Heraufstufung auf Gefahrenstufe 7 (also dem größten anzunehmenden Unfall) der SuperGAU eingestanden wurde. Dabei verlautbarte der Premierminister allerdings „Verglichen zu vorher würde sich die Lage bessern“. Daraus ergibt sich ein toller Widerspruch: Wir schätzen die Gefahr nun wesentlich Größer ein, aber die Lage hat sich gebessert!
...Hmm…
Zuvor verfolgte die Regierung dieselbe Taktik bei der „retrospektiven“ Erhöhung von Stufe 4 auf Stufe 5. Weiters verwendet der Premier zum Teil recht eigenartige Formulierungen wie etwa „vorübergehende Kernschmelze“, die gewissermaßen suggeriert, dass geschmolzene Brennelemente später wieder in ihre ursprüngliche Form zurückfließen. Gemeint war dabei wohl der Begriff „partielle Kernschmelze“. (Hier kenne ich leider den japanischen Originalton nicht. Vielleicht nur ein Übersetzungsfehler?)
Zugegeben, wird hier eine nicht ganz unintelligente Taktik verfolgt, mit besorgniseregenden Fakten herauszurücken und gleichzeitig die Bevölkerung zu beschwichtigen. Das ist sozusagen ein Kompromiss zwischen Fakten und Verharmlosung.
Unterm Strich bleibt vieles weiterhin nur spekulativ: Selbst die japanische Regierung sprach heute davon, dass die Region um Fukushima eventuell höher verstrahlt werden wird als in Chernobyl. Das allerdings in einem viel langsameren Prozess. Im deutschen und österreichischen TV war bereits am Tag 2 nach dem Erdbeben zu hören, dass die Radioaktivität voraussichtlich nicht durch plötzliche Explosionen in die Luft gelangt und über weite Distanzen verstreut wird (wie dies in Chernobyl der Fall war). Hingegen rechneten die Experten mit einer bis zu 3 mal höheren lokalen Belastung als in Chernobyls Todeszone. Aus all diesen Spekulationen schließe ich, dass so schnell wie möglich ein Sarkophag über dem AKW errichtet werden sollte. Da die Freisetzung langsam erfolgt, hat Japan hierbei sehr gute Karten.

LG, A-sa-

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