Flieger über dem Flughafen von Sydney |
Was macht so eine Suchmaschine eigentlich? Üblicherweise werden Flugpreise bei online Anbieter wie Opodo und eBookers und natürlich, wo möglich, bei den Fluglinien selbst geprüft. Auf diese Art lässt sich sehr schnell feststellen welche Fluglinie für die gewünschte Route die günstigste ist. Die Differenzen ergeben sich meist aufgrund von unterschiedlichen (zum Teil versteckten) Aufschlägen der Anbieter aber auch durch Spezialverträge (wenn ein Online Ticket Brocker 10.000 Flugtickets einer Fluglinie verkauft, erhält er oft auch bessere Preise als einer der nur 1.000 verkauft). So kann es auch sein, dass das Ticket bei einem Online-Anbieter günstiger ist als bei der Fluglinie. Grundsätzlich bewegt sich jedoch alles im gleichen Rahmen.
Was uns die Werbung jedoch weiß machen will ist, dass man wenn man auf Checkfelix und Co. nachsieht immer den günstigeren Flugpreis erhält. Egal wann man den Flug bucht. Gehen wir mal von einer fiktiven Fluglinie Air Blogger aus, die an einem 01.November um 10:10 von Wien nach Tahiti fliegt. Die Werbung suggeriert, dass es egal ist ob ich vor 10 Monaten oder erst heute bei Checkfelix und Co. nachsehe, ich erhalte immer den günstigsten Preis von €39. Das stimmt aber nicht. Tatsache ist, dass die Preissuchmaschinen einem helfen können den günstigsten Flugpreis zum Suchzeitpunkt zu finden, jedoch nicht für einen bestimmten Flug zu jedem möglichen Zeitpunkt. Ein kleiner aber wichtiger Unterschied.
Warum ist das so? Nun es gibt verschiedene Arten von Flügen und deren Preise setzen sich unterschiedlich zusammen. Hier einmal eine kleine Einleitung in das Flugpreissystem.
1. Linienflüge
Linienflüge basieren auf einen Buchungsklassensystem. Die Economy unterteilt sich z.B. in 10 verschiedene Buchungsklassen. Die günstigste hat üblicherweise auch die strengsten Konditionen (kein Storno möglich/keine Umbuchung möglich/Minimum und Maximum Dauer festgesetzt/etc.) und die teuerste die besten (gratis Storno/gratis Umbuchung/Rückflug am selben Tag möglich/Reisedauer bis 1 Jahr/etc.). So kann es sein, dass man wie in der Werbung von Checkfelix in der Economy sitzt und nur €39 gezahlt hat und der Sitzpartner ein Mehrfaches davon.
Nun kommt natürlich die Frage: "Aber ich lege keinen Wert auf all die tollen Konditionen und kriege trotzdem nur das teure Ticket angeboten!" Das liegt daran, dass für jede Buchungsklasse ein gewisses Kontingent hinterlegt ist. Nehmen wir an es gibt 100 Sitzplätze in der Economy. Dann gibt es z.B. 10 Tickets für €39, 10 Tickets für €49 und so weiter und so fort. Seien wir ehrlich zu uns: an €39 Tickets verdient eine Fluglinie nicht wirklich etwas. Die Verfügbarkeit ist hier natürlich stark limitiert. Ein Kunde der wegen eines €39 Tickets auf die Webseite kommt, bucht wenn dieses für den gewünschten Termin schon aus ist vermutlich auch ein etwas teureres (z.B. beim Rückflug).
Üblicherweise gilt, wenn die günstigen Tickets einmal weg sind, wird es nur mehr teurer. Deswegen gilt bei solchen Schnäppchentickets immer so früh wie möglich buchen. Am Tag vor dem Abflug wird man mit ziemlicher Sicherheit kein günstiges Ticket mehr kaufen können. Ausnahmen sind zeitbegrenzte Specials zu denen vergünstigte Plätze frei gegeben werden. Gibt es kein solches Special, dann wird der der später bucht mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit auch den höheren Preis zahlen. Da hilft auch kein Checkfelix.
2. Charterflüge
Hierbei handelt es sich um Flüge die komplett oder zum Teil von Reiseveranstaltern eingekauft werden. Damit einher gehen üblicherweise sehr gute Konditionen, wie z.B. sehr kurzfristige Ticketausstellung (wenige Tage vor Abflug). Der Preis ist üblicherweise über dem der Schnäppchentickets aber deutlich unter dem der teuren Tickets angesetzt. Der Reiseveranstalter garantiert dafür üblicherweise mit einer Mindest- bzw. Fixabnahme an Tickets und nimmt der Fluglinie Verkauf und oft auch Ticketausstellung ab. Das spart der Fluglinie Kosten, die sie bei den Preisen weitergibt.
Üblicherweise sind solche gecharterten Flugplätze an ein Landprogramm gebunden. Der Reiseveranstalter kombiniert den Flug mit einem Stadtprogramm oder Badeurlaub und der Kunde sieht nur den Gesamtpreis. Auch hier gilt üblicherweise, wenn nicht eine ganze Maschine gechartert wird, dass der früh anfragende Veranstalter den günstigeren Preis erhält. So werden Flugplätze oft über ein Jahr im Voraus angefragt, können aber bis wenige Tage vor Abflug verkauft werden. Der Preis bleibt dabei die ganze Zeit gleich.
Für den Kunden ergibt sich dafür natürlich eine Preisgarantie, die gewisse Vorteile hat. Er muss nicht Monate im Voraus buchen, sondern kann oft wenige Wochen bis sogar wenige Tage vorher seinen Urlaub buchen. Damit die Veranstalter nicht auf Ihren Flugplätzen sitzen bleiben, sollte sich ein Termin nicht wie gewünscht verkauft haben, bieten viele dann auch Last Minute Schnäppchen an um nicht auf den Kosten sitzen zu bleiben. So kann es sein, dass ein Wochenendstädtetrip weniger kostet als der aktuelle Linienflugpreis mit der gleichen Maschine.
Andererseits ist bei rechtzeitigem Buchen, oder ergattern eines Schnäppchen-Linienfluges der Flugpreis oft günstiger als der eines Charters. Natürlich zu den schlechteren Konditionen.
Bei Vollchartern werden von den Fluglinien oft spezielle Flugzeuge mit engerer Bestuhlung eingesetzt. Will ein Reiseveranstalter eine große Anzahl an Flugplätzen zu einem bestimmten Termin und einem bestimmten Ziel haben, so kann er ein ganzes Flugzeug mieten. Den Vollcharterpassagieren mutet man dann das Sardinendosengefühl zu, dafür kommen sie sehr günstig ans Ziel. Wenn man denn schon ein ganzes Flugzeug mietet, dann möchte man ja auch so viele Plätze wie möglich darauf verkaufen. Um dann auch den letzten Platz zu füllen gibt es (je nach Vereinbarung) manchmal auch die Möglichkeit Restplätze für den Flug allein zu sehr günstigen Konditionen zu kaufen. Das sind die berühmten Schnäppchen kurz vor Abflugdatum.
Beinflussung von Charter und Linienflug
Wie kommt es denn dazu, dass man heute einen Linienflug nachsieht und dieser am nächsten Tag (ohne dass es ein Special gibt) günstiger ist? Wenn Veranstalter Flugplätze für Gruppen anfragen erhalten sie zuerst eine Option. Werden die Flüge aus diversen Gründen nicht genommen, kommen sie wieder in den Linienflugpool. Verständlich also, dass wenn eine Gruppe mit 50 Plätzen retour gegeben wird, der Ticketpreis für Otto-Normalverbraucher plötzlich wieder günstiger wird. Das Problem ist: das ist eigentlich die Ausnahme, die die Regel bestätigt.
Natürlich ist es immer diese Ausnahme, die zitiert wird, wenn man einem Kunden empfiehlt ein Flugticket zu kaufen solange es noch (relativ) günstig ist. Tatsache ist: Man kann einfach keine Preissenkung garantieren. Eine Preissteigerung ist jedoch sehr wahrscheinlich. Mein Tipp: Wenn man mit den Flugdaten flexibel ist (eine Woche vorher oder später kein Problem), dann kann man, wenn noch Zeit bis zum Abflug ist, etwas zuwarten ob nicht doch ein Special auftaucht oder ein Gruppenkontingent retour gegeben wird. Wenn man aber zu einem fixen Datum reisen muss (weil man z.B. ein Schiff erwischen will), dann sollte man wirklich so früh wie möglich buchen.
Um nochmal auf die Werbung von Checkfelix und Co. zurückzukommen: Was mich ärgert ist, dass ein Kunde, der mehr für sein Flugticket bezahlt hat, als blöd hingestellt wird. Dabei liegt das nur in der Natur der Flugpreise. Es ist einfach nicht möglich, dass bei einem Linienflug alle den gleichen günstigen Schnäppchenpreis bezahlen. Wer spät bucht muss mehr zahlen. Wer besondere Konditionen will (z.B. bei Businessreisen, wo man oft kurzfristig Termine absagen oder ändern muss) muss mehr zahlen. So ist das eben. Ausnahmen bestätigen wirklich nur die Regel.
Ich finde Preissuchmaschinen absolut sinnvoll. Man kann in wenigen Clicks feststellen welcher Flug zu welchem Termin der günstigste ist. Aber selbst eine Preissuchmaschine macht das unmögliche nicht möglich.
Anmerkung: Checkfelix hat eine Stellungsnahme als Kommentar gepostet, also reinschauen!
2 Kommentare:
Liebe Silvia,
erst einmal Gratulation zum gelungenen Blogpost. Du erklärst hier ja auf verständliche Weise sehr genau, wie checkfelix.com funktioniert und warum es sich lohnt, eine Reisesuchmaschine zu verwenden.
Auch deine Kritik ist nicht ungerechtfertigt. Selbstverständlich ist es nicht möglich, zu jeder Zeit für jeden Flug den billigsten Platz zu bekommen. Wie du ja schreibst, muss sich die Anzahl an günstigen Tickets je Flug mit jenen der teureren ausgleichen.
In unserem Werbespot wollten wir bestimmt nicht jeden Passagier, welcher mehr als andere für sein Ticket bezahlt, hat als blöd darstellen. Vielmehr versuchten wir auf knappe, unterhaltsame Art und Weise darauf aufmerksam zu machen. Zudem glauben wir, dass die Zuseher genügend Medienkompetenz haben, um werbliche Überhöhung als solche zu erkennen und nicht wortwörtlich nehmen.
Dir auch weiterhin viel Freude beim Bloggen und viele günstige Flüge in der Zukunft!
Thomas
checkfelix.com
Hallo Thomas,
Danke das du dir die Zeit genommen hast hier zu kommentieren. Ich maße mir nicht an zu verstehen was bei Werbung funktioniert und was nicht, aber ich habe oft genug im Reisebüro und beim Veranstalter erlebt, dass jemand, der nicht täglich damit zu tun hat, keine Ahnung hat wie das mit den Flugpreisen funktioniert.
Die Checkfelix Werbung (und um nicht nur euch herauszugreifen, der Flugsupermarkt hat eine thematisch sehr ähnliche Werbung) verstärkt den einen oder anderen Mitmenschen in dem Glauben, das Leute, die es besser wissen, sprich die Personen die mit dem Verkauf von Reisen ihren Lebensunterhalt verdienen, absoluten Stuss reden, wenn sie sagen, dass dieser super duper günstige Preis nur mehr gilt, wenn man ihn heute bucht.
Die Werbung ist mit Humor gemacht, und ich sehe den Humor auch, aber ebenso wie "Geiz ist geil" und "Ich bin doch nicht blöd, Mann!" läuft das auf einem Niveau ab, das mir persönlich nicht zusagt. Die Werbung sagt klipp und klar "dieser Mann ist ein Idiot". Das ist schon ziemlich deutlich, trotz der überzeichneten Darstellung (viel Fußraum auf dem Flug!). Aber Geschmack ist verschieden. Jemand anderer lacht sich einen Ast darüber ab, auch gut.
Ich schreibe eben stattdessen einen Blogbeitrag und versuche dabei auch ein bisschen das drumherum und dahinter zu erklären. Immerhin habe ich mehr als 30 Sekunden dafür und kann es mir auch erlauben in die Tiefe zu gehen, statt auf aufmerksamheischende (und sicher wirksame) Marketing-Kunstgriffe zurückzugreifen.
An der Nützlichkeit von Reisesuchmaschinen ändern solche (meiner Meinung nach) Griffe ins Klo nichts. Vielleicht ist es heutzutage wirklich notwendig um die Leute aufzurütteln und auf sich aufmerksam zu machen. Ich wünsche mir halt, dass es auch anders geht. Vielleicht bei der nächsten Werbung? Werft mal einen Blick auf die Werbespots der Versicherungssuchmaschine check24.de um zu sehen wie man humorvoll und sympathisch werben kann!
Jedenfalls wünsche ich euch auch weiterhin noch viel Erfolg und viele, viele gute TV-Werbespots.
Liebe Grüße,
Silvia
Kommentar veröffentlichen